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Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen
zunlei⸗ der beste Landesbater. Auf alle Weise suchte er seinem durch
en dreißigjährigen Krieg erschöpften und verwüsteten Lande aufzuhelfen.
Er unterstüͤtzte die Landwirtschaft und ließ in die entvölkerlen und
verödeten Gegenden Ansiedler aus Holland und der Schweiz kommen,
deren Fleiß den n Boden Braͤndenburgs in Ackerfeld und Gärten
umschuf. Fur Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder
thaͤtig: er legte Straßen und Kanäle an, führte die Post ein und schuf
elne leine Flotte, welche weite Fahrten unternahm und an der Küste
Afrikas sogar Kolonieen gründele. Auch der geistigen Bildung seiner
Unterthanen widmete der Kurfürst die treueste Fürsorge. Die Macht
und das Ansehen seines Staates endlich vermehrte er dürch das tüchtige
stehende Heer, welches er gründete. So hinterließ er bei seinem Tode
ein blühendes Land, dessen Glück und Ruhm sein Werk war. „Mein
Ziel war darauf gerichtet,“ sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem
Sohne, „mein eee Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen.
Ich zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den Grundsätzen, wodurch
ch den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein, vor allen
Dingen Gott vor Augen haben, deine Unterthanen herzlich lieben, treue
Raͤte hören und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen;
denn dadurch muß nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit deiner Länder
und der so sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg haupt⸗
i aufrecht erhalten werden. Mit alleni Fleiß sei darauf bedacht,
en Ruhm, welchen ich dir als ein Erbteil hinterlasse, zu wahren und
zu mehren.“ Er starb 1688 nach einer 48jährigen Regierung. Seine
letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt.“ Sein Sohn,
der nachmalige König Friedrich L., seinem Vater auf der langen
Brücke in Berlin ein Standbild aus Erz errichten. Hoch sitzt er hier
gauf mutigem Rosse; Auge blickt stolz und kühn; das Haar wallt
ihm bis auf die Schultern, und seine Hand hält den Feldherrnstab, wie
es einem Helden geziemt, der viele siegreiche Schlachten geschlagen hat.
Er war es, der die Siegeslaufbahn eröffnete, welche die Helden des
slebenjährigen und der Freiheitskriege e Sein großer Enkel,
Friedrich L., sagte im Gefühle der Dankbarkeit von ihm: „Der hat
viel gethan.“
233. Der alte Derfflng.
(Theodor Vontano.)
1. Es haben alle Stando 2. In seinen jungen Tagen
do ihren Degenvert, War das ein dehneiderblut;
Und selbst in Schneiderhande Doch mocht' ihm nieht behagen
Kam einst das Heldenschwert: So Zwirn wie Fingerhut;
Drum jeder, der da zunftig Und wenn er als Gesoelle
Mit Mel ind mit Scher', do sass und fadelt' ein,
Per mache jotzt und künftig dehien hm die Sehneiderböble
Vor Derfiline sein LHomeut. Die Höllo selbst zu sein.