Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

— 420 
Die niederen Gegenden der Luft waren seit einigen Lagen mit 
Dampfen angefüllt. Vir sahen erst in der Nacht vom 4. zum 5. Ju- 
lius 1799 im 16. Grad der Breite das Kreuæ des Südens zum ersten 
Male deutlich; es var stark geneigt und erschien von Zeit zu Zeit 
zvisehen Wolken, dexren Nittelpunkt, von dem Wetterleuchten gefurcht, 
ein silberfarbenes Licht zurdekwarf. Wenn es einem Reisenden er 
laubt ist, von seinen persönlichen Rührungen zu reden, so setze ich 
hinzu, dals ich in dieser Nacht einen der Dräume meiner ersten Ju— 
gend in Erfüllung gehen sah. Die Befriedigung, welehe wir bei der 
Entdeckung dieses Kreuzes des Südens empfanden, vurde lebbaft von 
denjenigen Personen der Schiffsmannschaft geteilt, velebe die Kolonie 
bewohnt batten. In der Linsamkeit der Meere grülsst man einen 
Stern wie einen Freund, von dem man lange Zeit getrennt war. Das 
religiöse Gefubl macht dem Spanier und Portugiesen ein Sternbild 
besonders Llieb, desson Porm ihnen das Zeichen des Glaubens ins Ge- 
dãäehtnis ruft, velches von ihren Voreltern in den Müsten der neuen 
Welt aufgepflanzt wurde. Da die beiden grossen Sterne, welebe die 
Spitze und den Vuls des Kreuzes bezeichnen, ungefähr die nämliche 
gerade Aufsteigung haben, so muss das Sternbild in dem Augenblieke, 
wo es durech den Meridian geht, beinahe senkrecht steben. Diesen 
Umstand kennen alle Völker, welehe jenseit des Mendekreises oder 
auf der südlichen Halbkugel wobnen. Nan bat beobachtet, um welebe 
Zeit in der Nacht in verschiedenen Jahreszeiten das Kreuz im süden 
gerade oder geneigt ist. Es ist dies eine Uhr, welehe ziemlieh regel- 
massig vabezu un 4 Munuten täglieh vorrüekt, und kein anderes 
Sternbild hietet bei dem blossen Apblick eine so leicht anzustellende 
Beobachtung der Zeit dar. 
365. Nach oben! 
Garl Joh. Phil. Spitta.) 
Nach oben eigen die Wipfel all, 
Nach oben in der Lerche Schall, 
Nach oben schaun die Blümelein 
Nach oben lockt sie der Sonne Schein, 
ßz Nach oben glänzen die Wasser mild, 
Drum glänst auf ihnen des Himmels Bild. 
Der stille in die Lüfte klar 
Strebt auf, ein in Weihaltar. 
In der Siadt geht kreuz und quer der Lauf, 
10 Die Türme zeigen zum Himmel hinauf. 
Im Grabe ruhet der Tole fein, 
Das Kreuz drauf ladet nach oben ein. 
Nach oben ruft dich gar dringend das Wort, 
Und du träumst immer hier unten fort. 
3O Mensch, gen Himmel fuhr Jesus Christ: 
Nach oben! Dein Wandel im Himmel ist.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.