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130. Duftender Qualm aufdampfte, die Küch' und die Diele durchräuchernd.
Sie nun langte die Mühle herab vom Gesimse des Schornsteins,
Schüttete Bohnen darauf, und fest mit den Knieen sie zwängend,
Hielt sie den Rumpf in der Linken und drehte munter den Knopf um.
Oft auch hüpfende Bohnen vom Schoß haushälterisch sammelnd,
Goß sie auf graues Papier den grob gemahlenen Kaffee.
Plötzlich hemmte sie nun die rasselnde Mühl' in dem Umlauf,
Und zu Marie, die den Ofen verspundete, sprach sie gebietend:
„Eile, Marie, und sperre den wachsamen Hund in das Backhaus,
Daß, wenn der Schlitten sich naht, das Gebell nicht störe den Vater!
Denkt auch Thoms an die Karpfen für unseren Sohn und den Pastor,
Der uns zu Abend beehrt, ihr Lieblingsessen von alters?
Hol er vor dunkeler Nacht! Sonst geht ihm der kitzlige Fischer
Schwerlich zum Hälter hinab. Aus Vorsicht bring ihm den Beutel!
Wenn er auch trockenes Holz für die Bratgans, die wir gestopfet,
Splitterte! Bring ihm das Beil und bedeut' ihn! Dann im Vorbeigehn
Steig auf den Taubenschlag und sieh, ob der Schlitten nicht ankommt!“
Kaum gesagt, so enteilte Marie, die geschäftige Hausmagd,
Nehmend von rußiger Mauer das Beil und den maschigen Beutel,
Lockte den treuen Monarch mit Geburtstagsbrocken zum Backhaus
Fern an den Garten hinab und schloß mit der Krampe den Kerker.
Anfangs kratzte der Dogg' und winselte; aber sobald er
Wärme roch vom frischen Gebäck des festlichen Brotes,
Sprang er behend' auf den Ofen und streckt' ausruhend die Glieder.
Jene lief in die Scheune, wo Thoms mit gewaltiger Arbeit
Häckerling schnitt, denn ihn fror, und sie sagt' in der Eile den Auftrag:
„Splittere Holz für die Gans und hol in dem Beutel die Karpfen,
Thoms, vor dunkeler Nacht! Sonst geht dir der kitzlige Fischer
Schwerlich zum Hälter hinab trotz unserem Sohn und dem Pastor!“
Thoms antwortete drauf und stellte die Häckerlingslad' hin:
160. „Splitter, Marie, und Karpfen verschaff' ich dir früher, denn not ist.
Wenn an dem heutigen Tage sich kitzelig zeiget der Fischer,
Treib' ich den Kitzel ihm aus, und bald ist der Hälter geöffnet!“
Also der rüstige Knecht; da rannte sie durch das Gestöber,
Stieg auf den Taubenschag und pustete, rieb sich die Hände,
Steckte sie unter die Schürz' und schlug sich über die Schultern.
Als sie mit schärferem Blick in des Schnees umnebelnden Wirbeln
Spähete, siehe, da kam's mit verdecktem Gestühl wie ein Schlitten,
Welcher vom Berg in das Dorf herklingelte. Schnell von der Leiter
Stieg sie herab und brachte der emsigen Mutter die Botschaft,
io. Welche der Milch abschöpfte den Rahm zu festlichem Kaffee
„Mutter, es kommt wie ein Schlitten; ich weiß nicht sicher, doch
glaub' ich!“
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