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Schwarz, der Verräter ist um schnödes Gut.
Und nun, Herr Hauptmann, halten's mir zu Gnaden,
Wie es nun weiter kam, das zu erraten,
Ist keine Hexerei; — doch wie's mir flog
Hier unterm Knopf, als ich den Judas zog,
Das soll mit Permission vor Euer Gnaden
Kein Schurke weiter wohl erraten.
Wie Gott will, dacht' ich, faßt' mein Herze fest,
Daß es mich nicht in schwerer Not verläßt;
Nun bricht's mir doch in tausend Stücke hin,
Dieweilen ich sein lieber Bruder bin.“ —
Der Hauptmann sprach: „Mein Sohn, der Deserteur
Kriegt sechomal — und du das Douceur.
Wie die Artikel lauten, so geschicht's,
Und daran ändert auch kein Teufel nichts;
Doch hat's damit nicht allzu große Eile.
Gemeldet werd' der Kasus mittlerweile
Ins Hauptquartier an Seine Majestät,
Dieweil da Gnade gern vor Recht ergeht.“
Und Seine Majestäten resolvieren:
„Ex'kutiones nicht weiter zu ex'kutieren!
Wer für den Vater also macht die Gassen,
Wird's auch fürs Vaterland nicht unterlassen.
Und da ein gut Exempel förderlich,
Seind Korporals sie beide. Friedrich.“
C. F. Scherenberg.
—
112. Der Künger.
1. „Was hör' ich draußen vor dem
Thor,
Was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
Im Saale wiederhallen!“
Der König sprach's, der Page lief,
Der Knabe kam, der König rief:
„Laßt mir herein den Alten!“
2.,Gegrüßet seid mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei
Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herr⸗
lichkeit
Schließt, Augen, euch; hier ist nicht
Zeit,
Sich staunend zu ergötzen.“
3. Der Sänger drückt' die Augen
ein
Und schlug in vollen Tönen.
Die Ritter schauten mutig drein,
Und in den Schoß die Schönen.
Der König, dem das Lied gefiel,
Ließ, ihn zu ehren für sein Spiel,
Eine goldne Kette reichen.