161
Über das weite, das dunkle Meer,
wo keine Brücke und wo kein Steg,
wandelt schweigend die Wcihenacht,
kommt aus denl fernen Lande her,
hat bis Deutschland gar weiten Weg,
hat zu tragen gar schwere Fracht.
Grüße an all, die in Hütte und Haus
heut unterm Baume zusammen sind,
Vater und Mutter und Weib und Kind,
Grüße viel tausend, am Herzen gehegt,
haben die Männer, die fern da drauß,
ihr zu bestellen auferlegt.
Weihenacht wandelt, es spritzen die Wellen,
sorgt nicht — sorgt nicht, sie wird's bestellen.
112. Mer gleitende Purpur.
Konrad Ferdinand Meyer.
Gedichte. 22. Hust. Leipzig 1902. ®. 312.
\. „€ia Weihnacht! Eia Weihnacht!"
schallt im Wünsterchor der Psalm der Knaben.
Kaiser ©tto lauscht der Wette,
Diener hinter sich mit äpend und Gaben.
2. Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
Heute, da die Himmel niederschweben,
wird dem Elend und der Blöße
Mäntel er und warme Röcke geben.
3. Hundert Bettler stehn erwartend;
einer hält des Kaisers Knie umfangen
mit den wundgeriebnen Armen,
dran zerriffner Ueffeln Enden hangen.