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zu Blume flatternd, taucht er den langen Rüssel tief in die Kelche,
um den Honig zu schlürfen. Der Rüssel rollt sich im gewöhn¬
lichen Zustand spiralförmig auf, verlängert sieh aber während
der emsigen Tätigkeit bei dem Saugen des Honigs aus den
Blumen.
Das Weibchen des Schmetterlings hat ein einfacheres Ge¬
wand als das Männchen, welches stets in lebhafteren Farben
prangt. Es legt seine Eier an solche Orte, an denen die aus¬
kriechende Brut geeignete Nahrung findet. Diese Vorsorge für
das kommende Geschlecht ist ein wunderbarer Trieb, den die
Natur dem kleinen Geschöpf gegeben hat.
Mit dem herannahenden Winter verschwinden die fröhlichen
Gesellen der Luft. Nur hier und da überwintert ein Schmetter¬
ling, der sich an einen Ort verirrte, der ihm ein Entkommen
nicht gestattete. Das Tierchen liegt dann erstarrt, bis die warmen
Tage wieder erscheinen, um dann nach kurzem Aufflackern des
Lebens zu sterben. Ob der arme Gefangene während des Winter¬
schlafes von den Blumen träumt, die er nur kurze Zeit um¬
gaukelte, von den Kameraden in der freien Natur, die lebten
und sich des goldnen Lichts erfreuten, von allem, was ihm zuteil
wurde in den sonnigen Tagen des Frühlings?
122. Ein Feind unsrer ObstMume.
Gustav Liistner.
Handschriftlich von dem Verfasser.
Ihr habt ihn alle schon gesehen, den kleinen Schädling, der
in den Äpfeln und Birnen lebt und sie durch seine Anwesenheit
in hohem Maße unappetitlich macht. Es ist der „Apfelwickler“.
Im Volksmund wird er meist „Obstmade“ oder „Obstwurm“ ge¬
nannt. Jeder, der sieh mit der Pflege von Obstbänmen be¬
schäftigt, muß diesen gefährlichen Feind kennen; denn er ist es,
der in manchen Jahren über die Hälfte des Kernobstes vernichtet.
Bereits in den Monaten Juli und August sehen wir in den Obst¬
anlagen die Spuren seiner Tätigkeit. Finden wir um diese Zeit
unter den Äpfel- und Birnbäumen eine größere Zahl abgefallener
Früchte vor, so können wir ganz sicher sein, daß dieser Schaden
vom Apfelwickler verursacht worden ist.