Full text: [Teil 2 = Schuljahr 6 - 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Schuljahr 6 - 8, [Schülerband])

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schickte sofort einen Teil seiner Leute vor, damit sie die Schanze 
erobern sollten. Gleichzeitig ließ er dem Kurfürsten sagen, er 
möchte ihm Hilfe schicken. Dieser antwortete jedoch, er solle 
abziehen und keinen Hauptangriff unternehmen; der Kurfürst 
wolle den Feind nur hinhalten. Als aber der Bote zum Prinzen 
zurückkam, hatte sich alles schon geändert. Die Brandenburger 
hatten den Wall erstiegen, und die Schweden, welche eine stärkere 
Macht vor sieh zu haben glaubten, hatten sich zurückgezogen. 
Dadurch hatten sie auch ihre geschützte Stellung zwischen den 
Sümpfen verloren, und der Prinz sah ein, daß es unklug wäre, 
sie jetzt ruhig abziehen zu lassen. Er ließ also dem Kurfürsten 
melden: „Der Feind hat seine günstige Stellung an der Linumer 
Landwehr aufgegeben und sich gegen das Dorf Flakenberg zu¬ 
rückgezogen; die Hauptmacht ist mitten im Gefecht; Hilfe ist 
dringend nötig.“ — „Vorwärts!“ befahl ohne weiteres Fragen 
der Kurfürst. Die Reiter boten alles auf, um schnell vom Fleck 
zu kommen. Aber in den engen Wald- und Bruchwegen ging dies 
nur langsam, und oft mußten sie einzeln oder zu zweien neben¬ 
einander reiten. Der Kurfürst ritt hin und her und spornte zur 
Aufbietung aller Kräfte an. „Kinder, tuet, was ihr vermöget! 
Vorwärts, vorwärts!“ 
Es mochte gegen 8 Uhr sein, als der Kurfürst den Feind 
erreichte. Eben klärte sich der Himmel auf, so daß man die 
feindliche Stellung überschauen konnte. Die Geschütze wurden 
sogleich auf den Hügel gebracht, der jetzt der „Kurfürstenberg“ 
heißt. Die Deckung und Verteidigung war dem Reiterregiment 
von Mörner anvertraut. Bald sausten von hier aus die Kugeln 
in die Reihen der Schweden und rissen große Lücken in die 
dichten Haufen. Der schwedische Feldherr erkannte jetzt, daß 
er einen großen Fehler begangen hatte, als er den Hügel un¬ 
besetzt ließ. Sofort schickte er das Infanterie-Regiment Dalwigk 
und die Reiterei seines rechten Flügels zum Sturm auf den Hügel 
vor. Wohl schlagen die Geschützkugeln in diese dichte Masse; 
aber um so rascher rückt der Feind heran und dehnt sich nach 
beiden Seiten auseinander. Das Häuflein Dragoner und die 
Kanoniere werden von der feindlichen Übermacht bald um¬ 
klammert sein. Zum Schutze der Geschütze eilt Derfflinger mit 
vier Schwadronen Kürassiere herbei: allein sie werden zurück-
	        
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