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5. Und der Bayer darauf: „Geschmiedet in eins
sind heute im Feuer wir worden!
Heut ward sie geschlagen die Brücke des Mains,
geschlagen von Süden nach Norden!
Und wie wir hier sterbend zum Bunde die Hand,
zum Schwure der Treue erfassen,
so reichen die Rechte sich Land und Land,
im Code sich nimmer zu lassen! —
6. Und als nun erglommen um Felsen und Wald
des Abendrots glühende Brände,
da ruhten die Tapferen friedlich und kalt,
im Tod noch verkettet die Hände.
Doch wir hörten den Schwur, und wir halten ihn euch,
bei dem rinnenden Herzblut im Sande!
Und die Kunde vom wiedererstandenen Reich,
sie donnre von Lande zu Lande!
174. Die Trompete von Vionville.
Ferdinand Freiligrath.
Neue Gedichte. 5. Aufl. Stuttgart und Berlin 1908. S. 227.
1. Sie haben Tod und Verderben gespien,
wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien,
wir haben sie niedergeritten.
2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
so haben wir sie zusammengesprengt,
Kürassiere wir und Ulanen.
3. Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
wohl wichen sie unsern Hieben,
doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
unser zweiter Mann ist geblieben.
4. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
so lagen sie bleich auf dem Rasen,
in der Kraft, in der Jugend dahingerafft —
nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!