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die Frage: „Kann die französische Armee mit Waffen und Gepäck
und allen Ehren, die Soldaten gebühren, die wacker ihre Schuldig—
keit getan, abziehen, so sie sich verpflichtet, während der Dauer dieses
Krieges nicht mehr gegen die deutschen Heere zu fechten?“ Moltke
gab ein bestimmtes „Nein!“ zur Antwort. „Nun denn, so wünsche
ich zu wissen, was für Kapitulationsbedingungen Se. Majestät der
König von Preußen uns zu gewähren gewillt ist.“ Worauf Moltke:
„Die Bedingungen sind ganz einfach. Die ganze französische
Armee mit Waffen und Gepäck ist kriegsgefangen. Die Offiziere
dürfen ihre Degen behalten als Achtungsbeweise für ihre Tapfer—
keit; aber auch sie gehen in Kriegsgefangenschaft.“ Wogegen
Wimpffen: „Das sind sehr harte Bedingungen und, wie mir scheint,
hätte die französische Armee durch ihren Heldenmut bessere ver—
dient.“ „Ja — sagte jetzt Bismarck — der tapfere Widerstand
ihrer Armee verdiente zweifelsohne die ehrenhaftesten Bedingungen.
Wir lassen dem energischen Führer und den braven Soldaten alle
Gerechtigkeit widerfahren; aber, beachten Sie es wohl, Frankreich
war es, das den Krieg anhob. Deutschland wünscht die rasche
Wiederherstellung des Friedens, und wir dürfen nichts vernach—
lässigen, was die Dauer des Kampfes abkürzen kann. Eins der
wirksamsten Mittel hierfür aber ist, Frankreich eine Armee zu
entziehen, die den Rahmen für neue Armeen liefern kann. Also —
wir haben es reiflich überlegt und bleiben dabei — Ihre Armee
streckt die Waffen und wird kriegsgefangen nach Deutschland ge—
führt.“ Wimpffen verwahrte sich lebhaft gegen diese Bedingungen
und erklärte deren Annahme für unstatthaft mit dem Beifügen:
„Es ist mir unmöglich, eine solche Kapitulation zu unterzeichnen;
wir werden die Schlacht wieder anheben.“ Hier nahm der General
Castelnau das Wort: „Ich halte den Augenblick für gekommen,
eine Botschaft des Kaisers zu bestellen.“ „Wir hören, Herr General,“
sagte Bismarck. Darauf Castelnau: „Der Kaiser hat mich beauftragt,
Sr. Majestät dem König von Preußen bemerklich zu machen, daß
er demselben seinen Degen bedingungslos überreicht und sich für
seine Person unbedingt ergeben habe, daß er aber also nur in der
Hoffnung gehandelt, der König werde, in Rücksicht auf eine so
vollständige Hingebung, der französischen Armee eine so ehrenvolle
Kapitulation geben, wie sie eine verdient hat.“ Bismarck: „Ist
das alles?“ Castelnau: „Ja.“ Bismarck: „Aber was ist das für