Full text: [Teil 3 = 6., 7. und 8. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 6., 7. und 8. Schuljahr, [Schülerband])

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Bewohner dieser Wasserstadt versorgt. Selbst in den verborgensten 
Winkeln finden wir elektrisches Licht. Überall, wohin man sieht, 
herrscht die peinlichste Ordnung. Der Bürgermeister dieser Stadt, 
der Kapitän, ist zwar ein wohlwollender, aber auch gestrenger 
Mann, der keinerlei Unordnung duldet. 
Pünktlich, zur bestimmten Stunde, durch Spielleute geweckt, 
erhebt sich die Bevölkerung dieser Stadt aus ihren Betten oder 
vielmehr ihren Hängematten, wäscht sich und kleidet sich an, früh— 
stückt gemeinsam und geht an ihre Arbeit. Diese darf sie nicht 
früher verlassen, bis das Zeichen dazu durch die Pfeife des Boots⸗ 
mannsmaats gegeben wird. Gleichwie in kleinen Städtchen die 
Einwohner beim Ausklingeln einer Bekanntmachung ihre Arbeit 
unterbrechen und gespannt den nun folgenden Worten des Stadt— 
sergeanten lauschen, achtet man an Bord auf jedes Signal dieser 
Pfeife. Nach ihr tanzt an Bord alles. Hier gibt es keinen Tagedieb, 
Landstreicher oder Bettler. Eine tüchtige Polizei, nämlich der 
Wachtmeister und seine Maate, sorgt eifrig dafür, daß alle Be— 
fehle und Vorschriften auf das genaueste befolgt werden. Ein— 
wohner, welche es einmal versuchen wollten zu faulenzen, werden 
durch die Schiffspolizei sehr schnell und sehr gründlich von dieser 
bösen Eigenschaft kuriert. Arbeit und Freizeit, Essen und Schlafen, 
Spiel und Dienst, alles geht nach einer bestimmten Ordnung. 
Selbst das liebe Geld wird, allerdings in nicht zu reichlicher Menge, 
zu bestimmten Zeiten den Bewohnern der schwimmenden Stadt 
ausbezahlt. Von Steuern sind sie allerdings frei. Auch für das 
geistige Wohl wird durch Gottesdienst und Unterricht gesorgt. Für 
das leibliche Wohl sorgen drei Restaurants: die Offiziermesse, die 
Deckoffiziermesse und die Kantine. Sie liefern ihren Gästen für 
billiges Geld gute Getränke und sonstige Stärkungen. 
Wie am Lande, so schlägt auch hier die Feierabendstunde, 
und schon um acht Uhr geht von unsern Städtern, wer nicht 
durch „Wachegehen“ oder „Vostenstehen“ daran verhindert ist, zu 
Bett. 
Natürlich blüht in unsrer Stadt das ehrsame Handwerk; da 
haben wir zunächst den Schiffsbäcker, der es sich angelegen sein 
läßt, die Einwohner mit frischem Gebäck zu versorgen. Torten 
und Biskuits sind es allerdings nicht, die sein eiserner Backofen 
liefert, sondern einfaches Soldatenbrot aus Weizenmehl, in Blech—
	        
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