L. Bilder aus der Natur.
91. srühlingslieder.
a) Frühlingsglaube.
L. Die linden Lüfte sind erwacht;
sie säuseln und weben Tag und
Nacht;
sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht
bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
2. Die Welt wird schöner mit jedem
Tag;
man weiß nicht, was noch werden
mag;
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal.
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
*
b)
Lob des
l. Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!
Frühlings.
2. Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch großer Dinge,
dich zu preisen, Frühlingstag?
Was zagst du, Herz, in solchen Tagen,
wo selbst die Dornen Rosen tragen?
c) Frühlingstrost.
d) Künftiger Frühling.
1. Wohl blühet jedem Jahre
sein Frühling mild und licht;
auch jener große, klare,
getrost! er fehlt dir nicht.
2. Er ist dir noch beschieden
am Ziele deiner Bahn;
du ahnest ihn hienieden,
und droben bricht er an.
Ludw. Uhland.
92. Der UMNai ist gekommen.
1. Der Mai ist gekommen, die Bäume sehlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus'!
Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
2. Herr Vater, Prau Mutter, dab Gott eueh behüt'!
Wer weib, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht:
es gibt so manche Straße, da nimmer ieh marschiert;
es gibt so manchen Wein, den ieh nimmer noch probiert.