17
52*
2
2
E. Bilder aus der Natur.
Charaktervögeln Tiere gegeben, welche uns die Heimat ihrer Verwandten
vorführen.
Was von der farbigen Harmonie des Vogels und des Klimas gilt, das
findet auch auf die Jahreszeiten Anwendung und führt uns daher zu
kurzer Erwähnung der Jahreszeitskleider. Unser Sommer prangt,
wenn auch nicht in tropischer, doch immerhin noch in bunter Farbenfülle;
der eintönige Winter erscheint unschön grau, wenn nicht gar das Leichentuch
des kalten Schnees die Erde deckt. Bunt aber sind auch unsre Sommer—
vögel, stumpf ist der Vögel Farbe im Winter. Gar viele erhalten in der
Herbstmauser ein freilich buntes Kleid, allein die einzelnen Federn haben
graue, unschöne Kanten, welche sich so decken, daß die schön gefärbte Mitte
der Feder nicht zu Tage tritt. Ich brauche nur an Buchfink, Hänfling,
Gold- und Rohrammer, an das Schwarzkehlchen und den männlichen Haus—
sperling zu erinnern, um einem jeden ganz bekannte Beispiele vorzuführen.
Gegen den Frühling fallen die weißlichen Vorstöße allmählich ab, doch
zugleich erhöht sich auch die schöne Farbe der Federmitte, und so ist denn
aus dem unschönen Wintervogel ohne Federwechsel ein prächtiger Sommer—
vogel geworden. Bei andern, namentlich bei vielen Sumpf- und Wasser—
vögeln, färbt sich die grauweißliche oder sonst winterlich gezeichnete Feder
vollständig in eine prächtige Sommerfarbe um. So wird die hellaschfarbene
Oberseite der Strandläufer lebhaft braunrot, der Wasserläufer dunkelbraun,
sowie auch die Unterseite dieser kleinen Sumpfvögel sich durch gleichen Vor—
gang entsprechend verändert; die Männchen der Enten und Säger erhalten
auf diese Weise ihr herrliches Prachtkleid. Bei manchen andern tritt am
grauen Winterkleide außer dem genannten Vorgange auch eine teilweise
Mauser ein, noch andre wechseln alle Federn vollständig, so daß sie das
trübe Winterkleid mit einem prachtvollen, ganz neuen Sommerkleide ver—
tauschen. Bei den Schneehühnern ist der Unterschied dieser Jahreszeits—
kleider wohl am auffallendsten. Schneeweiß sind sie im Schnee des Winters,
grau und braun mit unzähligen Strichelchen bedeckt im Sommer, wenn sie
zwischen dem Heidekraut ruhen.
Doch ist eine für unsre Gegend merkwürdige Erscheinung nicht mit
Stillschweigen zu übergehen, nämlich die, daß diejenigen größern Winter—
vögel, welche ein durchaus offenes Leben führen und daher von weitem
sichtbar sind, ihre Farbe für die Winterszeit durchaus nicht verändern und
von dem weißen Schnee sich so grell wie möglich abheben. Es sind dieses
nämlich unsre schwarzen Vögel: Rabe, Krähe, Saatkrähe, Dohle, Elster.
Sie bleiben stets bei uns; ja, von den Drosseln ist die schwarze Amsel der
einzige Standvogel, und an den Gebirgsbächen trifft man zu jeder Jahres—
zeit den Wasserschwätzer an. Alle sind schwarz; der letztere und die Elster