Indien.
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Ausdauer weben und schnitzen sie unzählige Luxusartikel. Nament—
lich bietet ihnen das Bambusrohr ein Material, aus dem sie eine
große Menge Gerätschaften für Hütten und Paläste verfertigen.
Das chinesische Volk zeigt auch einen innigen Zug zum
Religiösen. Sei die Hütte noch so klein und armselig, man
findet darin einen kleinen Tempel mit dem dickbãuchigen Haus-
gotte, „Johs“ genannt. Vor ihm flackern bunte Lichtchen,
dampfen Rãucherkerzen, lodern Flammen, in denen, ihm zu Ehren,
Goldpapier verbrannt wird. Vor diesem Götzenbilde liegt jeden
Morgen die ganze Familie betend auf den Knien
Wahrhaft rührend ist die Ehrerbietung, die die Kinder
ihren Eltern entgegenbringen, und die Liebe, mit der sie besonders
an ihrer Mutter hängen. Die Eltern in ihren alten Tagen zu
versorgen und zu pflegen, erscheint den Kindern als die heiligste
Pflicht. Jedes gröbere Vergehen gegen die Eltern wird unnach-
sichtlich mit dem Tode bestraft.
Nach Thalbein u. a.
140. Indien.
1. Man nennt Indien das Land der Wunder und Märchen. Man
könnte es auch das Land der Überraschungen nennen. Selbst seine Größe
und Bevölkerungszahl kennt man bei uns nur wenig. Seine beiden Teile
zusammen, nämlich Vorderindien oder Hindostan und Hinterindien
nebst den Inseln, sind etwa zwölfmal so groß wie Deutschland und haben
357 Millionen Einwohner. (Ganz Europa 362 Millionen.) Das höchste
Gebirge der Erde, der Himalaja dehnt sich in einer Länge von 2400 km
(gleich der Linie von Bordeaux bis Moskau) in Vorderindien aus. Der
höchste dortige Berg, der Gaurisankar, ragt 8800 m hoch empor; zahl—
reiche andre Gipfel übersteigen 8000 mm. Dagegen ist der höchste deutsche
Berg, die Zugspitze, nicht ganz 3000 m hoch.
2. Mächtige Flüsse, wie der Indus, Ganges und andre durchziehen
das Land; an den Küsten oder in deren Nähe liegen große, mehr nach euro—
päischer Art angelegte Städte, wie die Hauptstadt Kalkutta mit 750 000,
Bombay mit 870 000, Madras mit 450 000 Einwohnern, Rangun und
andre mehr. Im Innern aber sind jene Städte, deren Reichtum an
prachtvollen Bauten, deren einstige Größe, deren Schätze an Edelsteinen u. s. w.
dem Lande den Namen Wunderland einbrachten. Was Indien an Natur—
erzeugnissen hervorbringt, ist so unvergleichlich, daß man aus dem Über—
raschtsein gar nicht herauskommt. Mit Recht kann man die Insel Ceylon,
südlich von Vorderindien, (fast so groß wie Bayern) deshalb ein Paradies
nennen. Da wachsen Bäume von ungeahnter Pracht der Blüten, mächtige