—208
6G. Bilder aus der Fremde.
8. Ihrem Zuge folgt der Geier; krächzend schwirrt er durch die Lüfte,
ihrer Spur folgt die Hyäne, die Entweiherin der Grüfte,
folgt der Panther, der des Kaplands Hürden räuberisch verheerte.
Blut und Schweiß bezeichnen ihres Königs grausenvolle Fährte.
9. Zagend auf lebend'gem Throne sehn sie den Gebieter sitzen
und mit scharfer Klaue seines Sitzes bunte Polster ritzen.
Rastlos, bis die Kraft ihr schwindet, muß ihn die Giraffe tragen;
gegen einen solchen Reiter hilft kein Bäumen und kein Schlagen.
10. Taumelnd an der Wüste Saume stürzt sie hin und röchelt leise;
tot, bedeckt mit Staub und Schaume, wird das Roß des Reiters Speise.
Über Madagaskar fern im Osten sieht man Frühlicht glänzen. —
So durchsprengt der Tiere König nächtlich seines Reiches Grenzen.
Ferd. Freiligrath.
151. Die Kokospalme.
1. Kein Baum unsrer Haine gleicht der Kokospalme an himmel⸗
anstrebender Schönheit. 30 m hoch erhebt sich der runde Stamm und
endigt mit einer Krone von 6 m langen, gefiederten Blättern, deren
unterste wie Straußfedern der Erde zunicken, während die am Scheitel
aufschießenden, von jugendlicher Saftfülle strotzend, stolz in den blauen Äther
hineinschauen. Zu allen Zeiten eine der prachtvollsten Erscheinungen der
Pflanzenwelt, steigert sich das edle Bild des Kokos noch, wenn man ihn
mit Früchten auf allen Stufen der Entwicklung beladen sieht, deren oft
einige hundert zugleich, in Büscheln von zwanzig und dreißig vereinigt, den
Baum belasten. So bietet die Kokospalme dem Menschen ununterbrochen
Nahrung, und manche Insel, manche Küste hat es nur ihr zu verdanken,
daß der Herr der Schöpfung sie bewohnt.
2. In ihrer Heimat gehört die Kokosnuß zu den kostbarsten Labsalen.
Man pflückt sie, wenn die dicke Hülse noch grün und saftig, die Schale noch
dünn und weich, die Nuß noch jung und zart und die eingeschlossene, milch—
artige Flüssigkeit noch in der größten Menge vorhanden ist. Wenn der
Reisende, von seiner Wandrung erhitzt, den Schatten des Kokoshaines
erreicht und der gastfreie Insulaner ihn mit ihrem wohlschmeckenden Safte
erfrischt, dann lernt er die herrliche Frucht erst recht schätzen.
3. Die Kokospalme liebt das Meeresufer und scheint nur dort zu ge—
deihen, wo die Seebrise ihr die Ausdünstungen der Salzflut zuführen kann.
In der ganzen Vollendung ihres herrlichen Wuchses erscheint sie an den Süd—
und Westküsten von Ceylon, auf der Malabar- und Koromandel-Küste, auf den
Malediven und Lakediven und den Südsee-Inseln. Viele Pflanzen verbreiten