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versunken, eine Weile zu; dann sagte die Lisett, dem Manne einen
Stoß versetzend:
„Aber du, Sepp, so freu' dich doch, was haben wir erlebtl“
„Ja,“ nickte er, seine Katze streichelnd, „alles satt, alles satt,
und meine Sachen in der Sonne — nur — es ist fast zu viel,
Lisettle,“ murmelte er, und sein Gesicht nahm einen seltsamen, ängst⸗
lichen Ausdruck an, „am End' kommen mir jetzt keine Ideen mehr,
am End' lassen sie mich jetzt im Stich.“
Sie lachte übermütig auf:
„Alter Sepp, erst recht müssen sie jetzt kommen und uns
reich machen, und im ganzen Land solls heißen, dem Sepp seine
Ideen —“
Er legte ihr heftig erschrocken die Hand auf den Mund:
„Ost, nichts berufen, nicht Gott versuchen! — du wirst sie mir
verscheuchen mit deinem Cachen, du wirst sie mir alle davonjagen —
was meinst denn? Es kommt nie eine, wenn ich's möcht' oder er—
wart'; ich muß klein sein, das haben sie gern, ich muß tun wie
Matthäi am letzten.“ — Und er schlurfte sein Trepplein hinauf,
als seien ihm alle Glieder gebrochen, und ächzte und stöhnte, daß
es zum Erbarmen war.
„Das lockt sie,“ nickte er der Jugendfreundin zu, „das ist ihnen
wie Speck den Mäusen, da kommen sie aus allen Ecken! Aber nur
nicht übermütig tun, nur nicht meinen, man könnt' was — das ver—
tragen sie alle miteinander nicht!“
Und leise auftretend, als fürchte er, die bösen Geister, die da
lauerten, zu wecken, verschwand der Töpfer in seinem Heim und
machte sachte die Tür hinter sich zu.
15. Altdeutsche Gastfreundschaft.
Im Jahre 357.
Gustav Freytag. Ingo und Ingraban. Leipzig, Hirzel. 1874. S. 3.
Auf der Berghöhe stand an dem Verhau, das die Wälder der
Thüringe von den Katten schied, der junge Wächter und hütete den
steilen Pfad, welcher aus den Gründen der Katten nach der Höhe
führte. Über ihm ragte der Wipfel einer mächtigen Buche; nach beiden