Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberklassen der Volksschule

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29. Der Ostermorgen. 
1. Die Lerche stieg am Ostermorgen empor ins klarste Luftgebiet 
und schmettert, hoch im Blau verborgen, ein freudig Auferstehungslied 
Und wie sie schmetterte, da klangen es lausend Stimmen nach iun Feld: 
Wach auf, das Alte ist vergangen; wach auf, du froh verjüngte Welt!“ 
2. Wacht auf und rauscht durchs Thal, ihr Bronnen, und lobt 
den Herrn init frohem Schall! Wacht auf im Frühlingsglanz der 
Sonnen, ihr grünen Halm und Blaͤler ull Ir Veilchen in den 
Waldesgründen, ihr Primeln weiß ihr Bluͤten roth, ihr sollt es alle 
mit verkünden: „Die Vieb' ist staͤrker, als der Topl⸗ 
3. Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen, die ihr im Winten— 
schlafe säumt in dumpfen Luften „ dumpfen Schmerzen gebanneen 
welkes Dasein träumt; die Kraft des Herrn weht durch die Lande, 
wie Jugendhauch; o laßt sie ein! Zerreißt vie Simson ene Bande, 
und wie die Adler sollt ihr sein! 
4. Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen gebrochen an den Gräbern 
steht, ihr trüben Augen, die vor Thräͤnen ihr nicht des Frühlings 
Blüten seht, ihr Grübler, die ihr fern verloren traumwandelnd ur 
auf trüber Bahn, wacht auf, die Welt ist nn geboren; hier ist ein 
Wunder, nehml es an! 
5. Ihr sollt euch all' des Heils erfreuen das über euch ergossen 
ward; es ist ein inniges Erneuen, ein Bild des Fruühlings offenbart 
Was dürr war, grünt im Weh'n der Lüfte; jung wird das Alte fern 
und nah; der Odem Gottes sprengt die Grifte wacht auf, der 
Ostertag ist da! (E Gelbel 
30 Der Glaube. 
Mit dem Vogel sind geslogen 
Seine Kinder übers Meer, 
Droben ward der Linmel trüber, 
Drunten brausten Sturmeswogen, 
Und die Kinder Hlagten sehr; 
„Ach, wie kommen wir hinüber? 
Nrgends vill ein Land uns vinken, 
Und die müden sSehvingen sinken.“ 
Aber ihre Mutter sagt: 
„Linder, bleibet unverzagtl 
Fühlt r nieht im tiefsten Innen 
naufhaltsam einen Zug, 
Neuen Prühling zu gewinnen? 
Auf! in jenem ist kein Drug. 
Der die Sehnsueht uns gegeben, 
Er wird uns hinüber heben 
Und euch trösten balde, balde 
In dem jungbelaubten Walde 
Abr. Em. Fröhblieh) 
21. Frühlingsglaube. 
Die linden Lufte sind erwacht, 
Sie säuseln und weben Tag und Nacht, 
Sie schaffen an allen Enden. 
O frischer Duft, o neuer Klang! 
Nun, armes Herze, sei nicht bang! 
Nun muß sich alles, alles wenden.
	        
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