— 198 —
auch als Abendgericht. Als die Franzosen zu Anfang dieses Jahr—
hunderts nach Hannover kamen, konnten sie sich nicht genug wundern
über die seltsam großen grauen Kugeln, welche Alt und Jung mit
immer neuem Appetite Tag für Tag in Niesenportionen zu sich nahmen.
Eine andere Quelle, aus der dem Landmann ein ansehnlicher Kwerb
zufließt, sind die Blüten des Heidekrautes und des Buchweizens, die
den Bienen eine reiche Weide gewähren und einen feuerrothen Honig
erzeugen. Da die Heide erst im Juli zu blühen beginnt, so werden
die Bienenstöcke im Frühlinge womoͤglich zuerst in die Rübsamenfelder
gestellt; dann sucht der „Imker“ (Blenenvater) mit seinen Koͤrben die
Nachbarschaft großer Buchweizenfelder auf und bleibt dort bis zum
Juli, wo er seinen „Immenzaun“ mitten in der blühenden Heide
errichtet und sich dann nicht eher wieder um die Bienen bekümmert,
als bis die Stöcke mit Honig gefüllt sind. Viele gehen Jahr aus
Jahr ein ausschließlich diesem Gewerbe nach, andere treiben die Imkerel
neben ihrer Ackerwirthschaft und verkaufen ihre Ausbeute an jene,
welche einen förmlichen Großhandel mit Honig und Wachs treiben. Be—
sonders ist Hamburg der Ort, wo der Imker starken Absatz für seine
Waare findet. Ganze Fuder bringt er zu Anfang des Herbsies dorthin
und kehrt mit gefülltem Beutel in sein Heidedorf zurück. In guten
Jahren hat er 100 bis 500 Thaler gewonnen. Auch an Hedelbeeren
sollen jährlich für 20,000 Thaler nach Hamburg abgesetzt werden.
Aber nicht bloß von den Leuten auf der Heide, sondern auch von
denen, die unter der Erde sind ist zu redenn Hünengräber sind an
vielen Orten zahlreich. Beim Offnen findet man eine Art Gewölbe,
meistens laͤnglichrund und von größern oder kleinern Granitblöcken
roh zusammengefügt oder vielmehr gelegt. In der Mitte stehen Urnen
von gelblich⸗grauer Farbe, mit Asche und Knochen gefüllt, daneben
liegen mancherlei Waffenstücke aus Stein oder Metall, Schmucksachen
und anderes Geraͤth. Häufig läßt der Landmann diese ehrwürdigen
Denkmäler der Vergangenheit unversehrt und pflügt um dieselben herum,
so daß aus einer überall angebauten Dorfgemarkung manchmal zehn
bis zwanzig Hünengräber mit ihrem braunen Heidegewande hervor—
schauen. Den grellsten Gegensatz zu diesen Denkmälern der Urzeit
bildet die Eisenbahn, welche von Harburg nach Hannover hin quer die
Heide durchschneidet.
(Mach Daniel⸗Zimmermann,)
14. Der Imker in der Heide.
1. Es ist so still: Die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenrother Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.
2. Laufläfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen.
Die Bienen hängen Zweig an Zweig
Sich an der Edelheide Glockchen;
Die Vögel schwirren aus dem Kraut,
Die Luft ist voller Lerchenlaut.