Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberklassen der Volksschule

369 
Die alten Deutschen waren ein kräftiger Menschenschlag von hoher 
Gestalt, blauen Augen blonden, etwas rothlichen Haaren uns starken 
rüstigen Gliedern. Ihre Kleidung war entweder anliegend obe sie 
bestand in einem mantelartigen Überwurf ohne Ärmel von grober 
Leinwand oder Thiemfellen Sie wohnten in Hütten von rohem 
Holzwerke, welche mit Zweigen, Rohr oder Stroh gedeckt, nicht in 
zusammenhängenden Stadlen vder Dörfern, sondern einzeln auf men 
Weideplatze oder im Waͤlp⸗— lagen und von einem Gehege umgeben 
waren. Ihre Nahrung war einfach: Kräuter und Wurzeln, Waldbeeren 
und Baumfruchte, Vogeleier, Fische und Fleisch aß man entweder roh 
oder gekocht und geröstet; ihre Lieblingsspeise war Haferbrei und 
ihr liebstes Getraͤnt Bier, welches sie aus Gerste zu bereiten 
wußten. Auch Brot, Butlter und Käse zu machen, verstanden sie. Ein⸗ 
fache Geräthschaften und Werkzeuge berfertigten sie sich aus 
Holz, Thon, Slein und Eisen. Doch hatten sie auch schon Karren, 
Pfluge und Webstühle, freilich einfacher als die unsrigen. Zum 
Sitzen und Liegen dienten ihnen die Häute von Hunden, Wolfen 
und Bären. 
Es gab bei den alten Deutschen noch keine besonderen Hand— 
werker; jeder mußte sich das, dessen er zum Leben nöthig hatte, selbst 
zu verschaffen suchen Ihre Arbeit diente daher auch nur zu des 
Leibes Nothdurft. Außer den ihren Bedürfnissen entsprechenden Hand⸗ 
arbeiten wurde Ackerbau und Viehzucht getrieben, doch nur von da 
Frauen, den Schwächlingen und Sklaven Da freie, kräftige Mann 
hielt es unter seiner Wuͤrde, zu arbeiten. 
Auf seinem eigenen Gehöfte, umgeben von dem nöthigen Acker⸗ 
lande und von Weideplätzen zur Nahrung für das Vieh, lebte der 
freie Deutsche m seinem Weibe, seinen Kindern und Sklaven, 
welche letzteren bei keinem der auen Völker so gut gehalten wurden, 
als bei unseren Vorfahren. 
Die liebste Beschäftigung der Deutschen war der Krieg. War in 
der Volksversammlung n Krieg beschlossen so wahne man den 
Tapfersten zum Führer, hob ihn jauchzend auf den Schuß und begrußte 
ihn als Heuog, Dieser ließ dann das Aufgeboneun ul⸗ frelen 
Mãänner ergehen, die sich nach ihren Geschlechtern, Gemeinden 
und Gauen dneten Das war der deutsche Heerbam. Auf Wagen 
folgten ihm oft die Frauen mit den Kindern nach um von der Wagen 
burg herab den Kämpfenden Muth zuzurufen und die Verwinenn zu 
pflegen. Ihren Führer verließen die Deutschen nicht, und einer suchte 
es an Tapferkeit den andern zuvorzuthun. Die Waffen bestanden aus 
einem Schilde, aus Lanzen, Spießen, Schwertern, Keulen, 
Streitärten, Pfellen und Steinen 
Dieses kräftige Volt war reich an mancherlei Tugenden. Es 
war treu, redlich bieder, offen ind wahrheitsliebend Was man 
Haesters, Deutsches Lesebuch sr die Obanasen Volksschule. 24
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.