Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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erste König des neuen Staates, welcher die abendländische Lehnsver- 
fafsung erhielt. An Verteidigern fehlte es nicht, da fortwährend 
neue Scharen von Kreuzfahrern ankamen. Besonders beteiligten 
sich an der Verteidigung und Erweiterung des Königreiches die italie- 
nischen Seestädte Genua und Venedig, die mit dem Morgenlande 
einen lebhaften Handelsverkehr unterhielten. 
In welchem europäischen Lande bekämpften sich schon seit dem 8. Iahrh. 
Christen und Mohammedaner? 
§ 61. Dag Rittertum. 
V Entstehung. Diejenigen, welche sich dem kostspieligen und 
ehrenvollen Reiterdienste widmeten, bildeten seit dem 10. Iahrh. all- 
mählich einen geschlossenen Stand, den Ritterstand. Besonders in 
den Kreuzzügen bildete sich das Rittertum aus: die Ritter, die den 
Kern der Heere bildeten und mit ihren Standesgenossen aus fremden 
Nationen zusammentrafen, fühlten sich als ein über alle abendländischen 
Staaten ausgebreitetes Adelsvolk. So bildete sich aus der Ritterschaft 
der niedere Adel, über dem die Fürsten als hoher Adel standen. 
Die Formen des Rittertums erhielten ihre festere Gestaltung unter 
dem vorwiegenden Einfluß der französischen Ritterschaft. 
2. Ritterliche Erziehung. Der für den Ritterstand bestimmte 
Knabe kam zu einem fremden Ritter, in der Regel zum Lehnsherrn, 
wo er mit andern unter einem Zuchtmeister zuerst als Edelknabe, 
dann als Knappe höfische Zucht und den Waffendienst erlernte. Bei 
einer feierlichen Veranlaffung wurde der Knappe Ritter. Nach voraus- 
gegangenem Gottesdienste legte er die Rittergelübde ab: der Kirche 
und dem Lehnsherrn treu zu sein, die Ehre*) rein zu erhalten, die 
Bedrängten zu beschützen und gegen die Frauen höflich und bescheiden 
zu sein; dann empfing er den Ritterschlag und die ritterlichen Waffen. 
3. Turniere waren im Frieden die liebste Beschäftigung der Ritter. 
Der weite Turnierplatz war von Schranken umgeben, hinter denen 
auf erhöhten Sitzen die Damen und die Preisrichter saßen. Eine 
große Menschenmenge versammelte sich außerhalb der Schranken, um 
das glänzende Schauspiel zu verfolgen. Auf den Ruf des Herolds 
ritten die schwer gerüsteten Teilnehmer (Fig. 82 und 118) mit ein¬ 
gelegter Lanze paarweise oder haufenweise gegen einander, um 
die Gegner aus dem Sattel zu heben und gefangen zu nehmen. Nach 
*) Ackerbau zu treiben, hielten die meisten Ritter für unehrenhaft, dagegen 
verstieß es durchaus nicht gegen die Ehre, nicht lesen und schreiben zu können. 
Christensen, Grundriß der Geschichte. II. B. 3. Aufl. 4
	        
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