Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

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A. Häusliches Leben. 
15. Geschwisterliebe. 
Ein reicher Vater war gestorben; drei Sõhne hatten, was sein Fleib 
erworben, sich gleich geteilt. Nach kurzer Zeit kam Krieg ins Land. 
Da sah man weit und breit Brandstätten, Trümmer, Wüsteneien. 
Zwei Brüder von den dreien verloren durch der Feinde Wut in 
wenig Jahren Hab und Gut. Der dritte hörte dies und sprach: „Ich 
will den Segen, den ich, seit unser Vater sstarb, durch Glück gewann, 
durch Fleiß erwarb, zu dem ererbten Dritteil legen. Wie? sollten 
beide elend sein? sie, meine Brüder? ich allein der Glückliche? 
Verarmte Brũder, kommt, teilt von neuem!“ — Und sie teilten wieder. 
Joh. Nik. Gotz. 
16. Wie ihr die jüngern Geschwister warken sollt. 
1. Viele von euch haben jüngere Brüder oder Schwestern. Wenn Vater 
und Mutter auf dem Felde oder in der Fabrik beschäftigt sind, müßt ihr 
bei euern kleinen Geschwistern bleiben und sie warten. Das ist eine gar 
wichtige und verantwortungsvolle Beschäftigung. 
2. Eure Eltern behüten euch vor allem Schaden; so sollt auch ihr 
darauf achten, daß eure jüngern Geschwister keinen Schaden leiden. Kleine 
Kinder liegen meist noch in der Wiege und werden geschaukelt, damit sie ein— 
schlafen. Wenn aber die Wiege zu heftig bewegt wird, kann sie umstürzen; dann 
kann das Kind ein Ärmchen oder Beinchen brechen oder sich sonst beschädigen. 
Ihr müßt daher ruhig und nicht zu heftig wiegen! 
3. Kleine Kinder richten sich gern in der Wiege auf. Wie leicht können sie 
herausfallen, wenn niemand sie bewacht! Wenn sie schon gehen können, müssen sie 
sorgfältiger bewacht werden. Es ist schon manches Kind in einem Fasse mit 
Wasser, in einem Bache oder Teiche ertrunken, manches hat sich schon mit 
heißem Wasser verbrüht, manches mit einem Messer geschnitten. Wie leicht 
kann ein Kind von einem Hunde gebissen, von einer Gluckhenne gehackt, von 
einem Pferde getreten oder von einem Wagen überfahren werden! 
Laßt die tleinen Kinder nie ohne Aufsicht!“ 
4. Vor allem schafft die Zünd hölzer beiseite! Kleine Kinder spielen 
gern damit, und schon oft ist es geschehen, daß sie das Elternhaus in Brand 
gesetzt haben und selbst verbrannt sind 
5. Bald greift das Kind nach Spielzeug, denn Spiel ist ihm Be— 
dürfnis. Ein kleines Kind steckt aber alles, was es in die Hand bekommt, 
in den Mund; ihr dürft euern kleinen Geschwistern also keine Sachen geben, 
die sie leicht verschlucken können, z. B. Bohnen, Erbsen, Steinchen. Scharse 
und spitzige Gegenstände sind kein Spielzeugl Messer, Gabel, Schere, 
Licht gibt man kleinen Kindern nicht! 
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