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ITT. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. 
Reichthum an Wäldern von Eichen, Buchen, Platanen, Eschen und anderen 
Lanbhölzern, das; die Osmanen einen seiner ausgedehntesten Wälder „das 
Meer'von Bäumen oder Holzmeer" nennen. Dieser in der Nähe von Tra- 
pezunt gelegene Wald hat eine Länge von 28 und eine Breite von 4 Meilen, 
und liefert in fast unerschöpflicher Fülle hauptsächlich das Bauholz für den 
Vedars der türkischen Flotte. Dem Reichthum an Kirschen verdankt das alte 
Cerasns, jetzt Kerasunt genannt, seinen Namen. Große Massen von Wein- 
trauben, Oliven und Feigen werden in den südlichen Thälern gezogen, be- 
. sonders in Lycien, das die schönsten Früchte für den Markt von Smyrna 
liefert. Die Flora des westlichen und südlichen Anatoliens ist in allen 
Thälern so schön, daß sie sich mit der von Sicilien und Spanien vergleichen 
kann. Damit bilden die ausgedehnten und kalten Hochebenen des Innern 
in ihrem Vegetations-Charakter einen sehr starken Kontrast, indem sie bloß 
verkrüppeltes Strauchwerk, Salzpflanzen, Mermuth und einige Farrnkräuter 
hervorbringen, ja, ganze Gegenden enthalten, in denen zwei Arten von 
Brombeeren die alleinigen Repräsentanten der Pflanzenwelt sind. — Die 
Thierwelt Anatoliens ist der süd-europäischen, noch mehr aber der syrisch- 
mesopotamischen verwandt. Es gibt wenig große Raubthiere. Schakals sind 
in den weniger besuchten Gegenden sehr häufig? auch Gazellen, Hirsche n. a. 
finden sich hier zahlreich. Was die Zugthiere betrifft, so braucht man als 
solche gewöhnlich, namentlich beim Feldbau, Büffel, und die weiblichen 
Thiere dieser Gattung versehen als Milchspenderinnen die Stelle der Kühe, 
welche selten sind. Beim Waarentransport gebraucht man, wie im ganzen 
Orient, vorzugsweise das Kameel, obgleich die Pferde stark und wohlgebaut 
und die Esel lebhafter und höher als gewöhnlich sind. Die langhaarige 
oder Angora-Ziege, auch Shawl-Ziege genannt, war dem Lande früher eigen- 
thümlich, kommt jetzt indessen auch iu Persien und Ostindien vor. 
338. Smyrna und das almtische Griechenland. 
(Nach Gotthilf Heinrich b. Schubert, Neisc in das Morgenland und 
K. B. Stark, Nach dem griechischen Orient.) 
Man hat die weite, von Bergen umgürtete Bucht von Smyrna, der 
blühendsten Stadt von ganz Klein-Asien, mit der von Neapel verglichen. 
Die Natur ist allerdings eben so großartig und gewaltig in ihren Umrissen, 
ja, vielleicht selbst noch großartiger, als die von Neapel; der Gedanke, daß 
man hier in Homer's, in Anakreon's, in Anaxagoras' Vaterlande, daß man 
sich hier an der Stätte jener alten Christengemeinde befinde, welche vor 
allen anderen Gemeinden der Erde den Namen „der treuen" sich erworben, 
erbebt vielleicht di£ Seele noch mächtiger, als der Anblick von Virgil's Grabe
	        
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