Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

4. Die Bewohner Schlesiens und ihre Beschäftigung. 
und üppigen Wiesen umgeben und bieten wilden Gänsen, Enten, Way⸗ 
hühnern, Schnepfen, Kiebitzen, Störchen u. s. w. willkommene Aufenthalts 
oͤrte. Manche Gegenden sind besonders reich daran, so der Militscher 
Nreis, in welchem sich auf heiden Seiten der Bartsch ansehnliche Teiche 
befinden. Von ihrem überfluß an Fischen kommen namentlich Karpfen 
zu Weihnachten in großen Tonnen nach Breslau, damit den Großstädtern 
am heiligen Christabend das Karpfenessen nicht fehle. 
4. Die Bewohner Schlesiens und ihre Beschäftigung. 
Schlesien ist nächst der Rheinprovinz die am stärksten bevölkerte Provinz 
des Preußischen Staates; es leben jetzt über , Millionen Menschen in 
Schlesien in 150 Städten und mehr als 9000 Dörfern, Flecken und Kolonien. 
Die Provinz ist über 40 000 gkm groß und in3 Regierungsbezirke, Breslau, 
Oppeln und Liegnitz, geteilt. 
Die einzelnen Teile des Landes sind nicht gleich dicht bevölkert. In 
den Industriebezirken Oberschlesiens und des Reichenbacher Kreises wohnen 
mehr als 6—700 Menschen auf einem Quadratkilometer; dagegen findet 
man in manchen Gegenden, z. B in der nordwestlichen Lausitz, nur etwa 
40 auf dem gleichen Raume. Die Mehrzahl der Bewohner spricht die 
deutsche Sprache. In einem großen Teile Oberschlesiens aber wird noch 
polnisch gesprochen, und zwar besonders auf der rechten Oderseite. Die 
Zahl der polnisch sprechenden Bewohner beträgt etwa eine Million. In 
der Oberlausiß wohnen in den Kreisen Rothenburg und Hoyerswerda 
Wenden, deren Sprache dem Polnischen verwandt ist. Dem Religions⸗ 
bekenntnis nach sind die Schlesier teils katholisch, teils evangelisch; doch ist 
die Zahl der Katholiken um ziemlich 100000 größer als die der Evangelischen. 
Diese wohnen besonders in Niederschlesien, jene in Oberschlesien, während 
man sie in Mittelschlesien untereinander gemischt findet. Juden werden 
etwa 50000 gezühlt, welche zumeist in Oberschlesien und in Breslau wohnen. 
Die meisten Bewohner Schlesiens beschäftigen sich mit Landwirtschaft, 
für welche sich der Boden besonders auf dem linken Oderufer gut eignet. 
Zwischen der Oder und den Sudeten, von der Oppa bis an den Queis 
hin, liegt ein fruchtbarer Landstrich, auf welchem Weizen, Roggen und 
Gerste vorzüglich gedeihen. Hier baut man auch viel Zuckerrüben an; 
daher sind in dieser Gegend mehrere Zuckerfabriken entstanden. Schöne 
Rinder und Pferde sind der Stolz des Landmannes; Butter und Käse sind 
wichtige Erzeugnisse in dieser Gegend. Auf der rechten Oderseite und auf 
der liuken, in dem westlichen Teile der Lausitz, ist der Boden weniger frucht⸗ 
bar; er enthält an manchen Stellen viel Sand; an andern ist er sumpfig und 
daher zum Anbau von Getreide weniger geeignet. Wenn aber der Land— 
mann den Boden gut pflegt und fleißig düngt, so gedeihen Kartoffeln,
	        
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