306
VII. Zur Vaterlandskunde.
1. Wie es um Christi Geburt in einem deutschen Hause
ausgesehen hat.
Runkwit.
Mitten im weiten Walde steht ein Haus, es ist das
einzige auf eine halbe Stunde im Umlreise; denn den alten
Deutschen war nichts mehr zuwider, als das Leben in den
Stadlen, sie nannten diese große Gefängnisse und verglichen
sie mit Höhlen, welche mit Netzen umstellt wären Das Haͤus
ift aus Baumftämmen gebaut, die Fugen sind mit Moos aus⸗
estopft und mit Lehm verklebt; die vordere Seite, an welcher
n die Thur befindet, ist mit verschiedenen Arten glänzender
Erde bestrichen, so daß sie von weitem sich ausnimmt, als
wäre sie mit den schönsten Farben bemalt. Rings um das
herum liegen die Felder; ein Teil derselben ist mit
enste, der andere mit Hafer bestellt. Eben ist ein Knecht
beschaäftigt, einen Acker zu pflügen. Zwei starke Ochsen sind
an einen Balken ohne Räder gespannt; an dessen unterem
Ende ist mit Riemen die Pn befestigt, ein Stein,
welcher in seiner Gestalt einige Ähnlichkeit mit der eisernen
Schaͤr hat, die heutigen Tages unsere Bauern brauchen.
Hinter den Feldern ziehen sich ef in den Wald hinein schöne
Wiesen, auf denen Herden bon starken Pferden und guten
Rindern weiden.
Treten wir in das Haus hinein! Es ist ein einziger
Raum ohne Zwischenwände und Unterschiede, mit dem Stroh⸗
dache als Decke und der festgetretenen Erde als Fußboden,
weit grn den Hausherrn mil Weib und Kindern, Knechten
und Mägden und den Haustieren zu beherbergen, welche die
einmal zu sehen, wie es in einem Hause geht
und steht.
Unter den Bewohnern fällt uns zuerst die Frau des Hauses
in die Augen. Sie ist eine große, he Gestalt mit glän⸗
zenden blauen Augen pein Hautfarbe und roten Backen
ihr goldgelbes 3 fällt lose bis über die Hüften herunter
Sie ist leicht lenntlich an ihrem leinenen Kleide, das mit