Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

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Gustav Legerlotz, Belsazer. 
v. Balladen, Romanzen und Ähnliches. 
7. Velsazer. 
1. Zu Babel auf der Feste, 
im stolzen Marmorsaal, 
da hält mit seinen Großen 
Belsazer Königsmahl. 
Im Talgrund brütet die stumme, 
die schwarze Mitternacht; 
da droben ist wüster Schimmer 
und wüster Lärm entfacht. 
2. Es kreist und kreist die Schale 
mit heißem Cyperwein, 
Satrapen- und Weiberlippen 
streun süßes Gift hinein. 
„O Herr, dich scheu'n die Völker 
und Zungen der ganzen Welt; 
dein sind die Vögel am Himmel, 
dein alles Getier im Feld." 
3. Des Königs Wangen brennen 
von wahngenährter Glut; 
da schwillt in seinem Busen 
empor ein frevler Mut. 
„Die Kannen her und Becher, 
die einst dem Iudengott 
mein Vater aus Tempels Mitten 
geraubt zu ewigem Spott! 
4. Laßt sehn, wie Heidenweine 
im Gold Jehovas sprühn! 
Laßt sehn, wie Heidenlippen 
an seinen Kelchen erglühn!" — 
Es schlürft aus heiligen Bechern 
des schnöden Trosses Rund, 
es spottet der fremden Bilder 
der Weiber frecher Mund. 
5. „Hoch Baal und hoch Astarte, 
und Fahve sei ihr Knecht! 
Hörst du? so will's Belsazer, 
so wahr dein Becher echt!" 
Der König schreit es lästernd
	        
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