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Gustav Legerlotz, Belsazer.
v. Balladen, Romanzen und Ähnliches.
7. Velsazer.
1. Zu Babel auf der Feste,
im stolzen Marmorsaal,
da hält mit seinen Großen
Belsazer Königsmahl.
Im Talgrund brütet die stumme,
die schwarze Mitternacht;
da droben ist wüster Schimmer
und wüster Lärm entfacht.
2. Es kreist und kreist die Schale
mit heißem Cyperwein,
Satrapen- und Weiberlippen
streun süßes Gift hinein.
„O Herr, dich scheu'n die Völker
und Zungen der ganzen Welt;
dein sind die Vögel am Himmel,
dein alles Getier im Feld."
3. Des Königs Wangen brennen
von wahngenährter Glut;
da schwillt in seinem Busen
empor ein frevler Mut.
„Die Kannen her und Becher,
die einst dem Iudengott
mein Vater aus Tempels Mitten
geraubt zu ewigem Spott!
4. Laßt sehn, wie Heidenweine
im Gold Jehovas sprühn!
Laßt sehn, wie Heidenlippen
an seinen Kelchen erglühn!" —
Es schlürft aus heiligen Bechern
des schnöden Trosses Rund,
es spottet der fremden Bilder
der Weiber frecher Mund.
5. „Hoch Baal und hoch Astarte,
und Fahve sei ihr Knecht!
Hörst du? so will's Belsazer,
so wahr dein Becher echt!"
Der König schreit es lästernd