112
⁊C
p. Arbeit und Erwerb.
1. Arbeit ist des Bürgers Zierde.
121. Sprüche.
1. Daß Slück ihm günstig sei,
was hilft's dem Stöffel?
Denn regnet's Brei,
fehlt ihm der Cöffel.
2. Wer aber recht bequem ist und faul,
flög' dem eine gebratene Taube ins Maul,
er würde höflich sich's verbitten,
wär' sie nicht auch geschickt zerschnitten.
Wolfgang v. Goethe.
122. Ohne Neiß, kein Preis!
Keiner kann im leichten Spiel Und so wandre Schritt für Schritt
dieses Lebens Preis erjagen; den Gefahren kühn entgegen;
fest ins Auge fass' dein Ziel, hoch das Haupt und fest der Tritt
bis die Pulse höher schlagen und im Herzen Gottes Segen,
und sich dir an Fuß und Hand auf der Stirn des Kampfes Schweiß:
wieder straff die Sehne spannt! so gewinnest du den Preis!
Julius Sturm.
123. von der Arbeit.
Es ist eine weise Einrichtung im Menschenleben, daß uns nur selten
ohne unsre Arbeit etwas zufällt, sondern daß wir uns das, was wir besitzen
und genießen wollen, mit Mühe erwerben müssen. Jener Ausspruch des Herrn
im Paradiese: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen!“
ist der Menschheit nicht zum Fluche, sondern zum Segen geworden. Jeder
Arbeit verheißt Christus den Lohn, indem er spricht: „Ein Arbeiter ist seines
Lohnes wert.“
Die Arbeit läßt uns nicht nur erwerben, was wir zu des Lebens
Nahrung und Notdurft brauchen; sie erhöht auch unsre Gesundheit und
die Kraft des Körpers; sie gewöhnt uns an eine wohlgeordnete und über—
legte Tätigkeit; sie gibt dem Geiste Heiterkeit und Frohsinn; sie erweckt
n uns das Gefühl der Selbständigkeit; sie übt uns in der Standhaftigkeit,
Selbstbeherrschung und Überwindung von Schwierigkeiten und Gefahren;