Full text: Erstes Lesebuch für die Oberstufe (Teil 5, [Schülerband])

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G. Bilder aus der Ferne. 
in der Höhe und 4,5 Meter in der Länge. Ihr Gewicht wird auf siebzig 
bis achtzig Zentner und die natürliche Lebenszeit auf etwa 2weihunden 
Jahre geschãtzt. 
Das Gebiß des Llefanten entspricht der Größe seines 
Körpers. Zwar besteht es, die beiden Stobzähne des Oberkiefers abge· 
rechnet, höchstens aus acht Backenzähnen; aber man betrachte einmal 
einen dieser mũhlsteinähnlichen Malmer! Jeder von ihnen ist aus viel- 
fachen Schichten zusammengesetzt, und indem jede derselben ihre be— 
sondre Wurzel hat und mit der nächsten untrennbar verbittet ist at 
man nieht mehr einen Zahn, sondern ein Magazin von Zähnen vor sich. 
Eine grobartige Waffe des Elefanten sind die Stobzahne, welche jedoch 
nur dem männlichen Tiere und auch ihm nicht stets in glelchem Mabe 
zukommt. Denn sehr oft treten diese nur unausgebildet, d. h. etwa in 
einer Länge von dreibig Zentimetern, auf, und selbst der Pall ist nicht 
selten, daß neben einem mächtig entwickelten Hauer ein außer Ver— 
hältnis kleiner steht, der dann wohl „der Diener“ genannt wird. Be— 
kanntlich sind es vornehmlich diese Stobzühne, welehe das vielgeschätzte 
Elfenbein liefern. Große Massen desselben werden bereits seit z2wei 
Jahrhunderten an den sibirischen Küsten gewonnen, wo an vielen Stellen 
vorweltliche, in dem gefrorenen Boden wohlerhaltene Mammute ruhen. 
Aber selbst den Ertrag dieser unerschöpflich scheinenden Lagerstätten 
in Anschlag gebracht, berechnet man aus der Summe der in den Handel 
kommenden Zähne, daß jährlich gegen sechzigtausend EDlefanten erlegt 
werden müssen. Und dennoch schweifen in den heibfeuchten Wäldern 
Indiens und Afrikas noch immer mächtige Herden dieser Tiere umhber. 
Merkwürdigerweise ziehen diese stets nach den Geschlechtern gesondert. 
Sie suchen gern die Nähe von Strömen und Sümpfen, in denen sie oft 
stundenlang zubringen, augenscheinlich um ihre in den Falten ziemlich 
empfindliche Haut gegen den Stich giftiger Insekten zu schützen. — 
Obschon dureh ihren Zahnbau auf pflanzliche Nahrung angewiesen, ge· 
wõhnen sie sich in der Gefangenschaft leicht an andre Stoffe, und auch 
das dürfte für ihre hervorragende Natur sprechen, dat sie fast einzig 
unter allen Tieren selbst geistige Getränke annehmen und in ihnen sieh 
gern berauschen. 
7. Mährend des Tages bergen sie sich gern im Diekieht der 
Urwälder. Abends beginnen sie dann ihre Wanderungen und eilen zu 
den Flüssen und Seen, um sich im kühlen Elemente zu erfrischen. 
Durch die Stille der Nacht, in der das Ohr vergebens auf das Zwifschern 
eines Vogels oder das Pallen einer Frucht lauscht, dröhnt dumpf der 
gemessene Schritt, und bald vernimmt man das Plätschern und Rauschen
	        
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