Full text: Erstes Lesebuch für die Oberstufe (Teil 5, [Schülerband])

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. Aus der Geschichte des deutschen Volkes. 
Zollern oder Zollre bereits vor 800 Jahren in alten Auf⸗ 
zeichnungen erwähnt wird. Ihr Stammsitz ist eine Burg auf dem 
kegelförmig emporsteigenden Bohenzollernberge auf der Schwäbischen 
Alb. Die treuen Dienste, welche die Grafen von zollern dem Raiser 
und dem Reiche in vielen Fährlichkeiten gegen äußere und innere 
Feinde geleistet hatten, wurden dadurch belohnt, daß sie im Jahre 
1210 zu Burggrafen von Nürnberg ernannt wurden. In dieser 
wichtigen und verantwortungsvollen Stellung hatten sie noch mehr 
Gelegenheit, ihre Anhänglichkeit an Kaiser und Reich wirksam zu 
bethätigen, und der Cohn dafür blieb nicht aus: Burggraf Friedrich V. 
wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Fürstenstand 
erhoben, und sein Sohn Friedrich VI. wurde vom Kaiser Sigis⸗ 
mund im Jahre 1411 zum Statthalter von Braͤndenburg er— 
nannt. So kamen die Zohenzollern in die Mark, um von Geschlecht 
zu Geschlecht durch unermüdliche Arbeit für ihr volk, durch Ge⸗ 
rechtigkeit, durch entschlossene Tapferkeit und hohe Weisheit aus der 
kleinen, verachteten, verösdeten Kurmark Brandenburg das mächtige, 
starke Königreich Preußen zu schaffen und endlich als Raiser des 
neu erstandenen Deutschen Reiches eine gebietende Weltmacht zu be—⸗ 
gründen. 
Ernst Prohzen. 
238. Kurfürst Friedrich J. 
1. Im Jahre 1411 ernannte der deutsche Kaiser Sigismund seinen 
Freund und Verwandten, den kaiserlichen Burggrafen Friedrich VI. von 
Nürnberg, aus dem edlen schwäbischen Geschlechte der Hohenzollern, zum 
Verweser der Mark Brandenburg. Der Hohenzoller hatte ihm 
mit Rat und That wichtige Dienste geleistet, ihm hatte Sigismund die 
Kaiserkrone zu verdanken. 
Am Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts sah es in der Mark 
gar traurig aus. Jetzt aber wurde es bald anders. Zwar verbanden 
sich mehrere Herren vom Adel gegen den neuen Landesherrn. Sie 
prahlten: „Und wenn es ein ganzes Jahr lang Burggrafen regnete, 
so soll doch keiner in der Mark aufkommen!“ Auch verweigerten sie 
samt ihrem Anhange ihm die Huldigung. Allein Friedrich zog mit einem 
wohlgerüsteten Heere gegen ihre festen Schlösser In Burg Friesack 
hauste Dietrich von Quitzow. Hinter dicken Mauern mit vielen 
Türmen lachte er des Burggrafen. „Hier trotze ich der ganzen Welt!“ 
sagte er, „bin ich doch mit Lebensmitteln versorgt.“ Da geschah plötzlich 
ein furchtbarer Donnerschlag. Die ganze Burg erzitterte, klrrend zer⸗
	        
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