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OD. Die Heimatflur im Jahreslaufe.
Ein andrer Teil wird getrocknet aufbewahrt. Zum Trocknen oder
Dörren benutzt man meist die gelinde Wärme des Backofens nach dem
Brotbacken. Doch kann dasselbe auch im Stubenofen und in der
Sonnenwärme geschehen. Kommen Milben in das gedörrte Obst, so
muß man es schnell nochmals eine kurze Zeit in den warmen Backofen
bringen.
Nicht vergessen dürfen wir, daß man aus dem Obstsafte auch einen
wohlschmeckenden Wein bereitet, wobei freilich das Fleisch der Früchte
für die Menschen verloren geht.
Jeder Schulknabe sollte mit der Anpflanzung, Veredelung und Pflege
der dankbaren Obstbäume bekannt sein, und jedes heranwachsende Mädchen
die Behandlung, Aufbewahrung und Zubereitung des reifen Obstes wohl
verstehen.
150. Von der Veredelung der Obstbänme.
Wenn die Bäumchen ein oder zwei Jahre in der Baumschule
gestanden haben, veredelt man sie. Es müssen zwei Veredelungsarten
unterschieden werden: Einfügen einer einzelnen Knospe mit einem
Rindenstück und Einfügen eines Reises mit Knospen in den Wildling
1. Das Okulieren (Augeln) wird
nicht nur bei Obstbäumen, sondern bei allen
unsern Bäumen und Sträuchern von
Frühjahr bis August ausgeführt beson—
ders auch bei Rosen). Das Okulieren
auf das treibende Auge wird im Früh—
jahre, das Okulieren auf das schlafende
Auge im Juli und später vorgenommen.
Dabei wird von dem Zweige eines ver—
edelten Baumes ein Stück Rinde mit
einer aufsitzenden Knospe behutsam ab—
gelöst und an eine entsprechend vorgerichtete Stelle am Stamme des
Wildlings eingefügt. Fig. 1ab zeigt das Rindenstück mit dem Auge,
welches in einen T-förmigen Schnitt am Wildling eingesetzt wird. Ein um—
gewickelter Faden befestigt das Schildchen a und hält den Zutritt der
Luft von der Schnittwunde ab.
Zum Okulieren ist es vor allem notwendig, daß Wildling und Edel—
reis im Safte stehen; denn überall, wo sich die Rinde nicht durchaus
glatt, vollständig und leicht ablöst, mißlingt es. In manchen Fällen,
besonders wenn das Edelreis nicht saftig ist, empfiehlt sich das Okulieren
mit beholztem Schild. (Fig. 10.)
Flie