Die Chinesen.
227
Abendmahlsaal liegt. Dieses Grundstück überließ er dem katholischen
Verein vom heiligen Grabe zur dauernden Nutznießung.
Nachdem das deutsche Kaiserpaar noch verschiedene andre weihevolle
Stätten des Heiligen Landes besucht hatte, trat es am 4. November die
Rückreise in die Heimat an, beglückt in dem Bewußtsein, ein Werk ge—
fördert zu haben, das dem Vaterlande zum Heile gereicht und den
Völkern zum Frieden. ermann Sahnue
198. Die Qhinesen.
1. Das Raiserreich China zahlt ungefähr 350 Millionen Ein-
wohner. Zumeist wohnen dieselben dicht zusammengedrängt. Es
gibt viele Stadte die mehr als eine Million Bewohner haben;
vielfach dienen sogar grobe Flõhe, auf den Strõömen schwimmend,
als stãndige Wohnstãtten.
2. Auffällig ist uns zunãchst die Gesichtsform des Chinesen. Sein
gelbgebrãuntes Antlitz erscheint uns breit und eckig, was besonders
die hervorstehenden Backenknochen bewirken. Die Stirne spitzt
sich nach oben etwas zu, das Kinn zeigt geringen Bartwuchs, ist
schmal und tritt etwas hervor. Die Nase ist kurz und aufgestülpt.
Am meisten fallen uns die schmalen, schief geschlitzten Augen auf.
Ihr schõnes, schwarzes Haupthaar rasieren sie bis auf ein kleines
Buschel mitten auf dem Wirbel ab. Dieses aber flechten sie zu einem
zierlichen, steisen Zopfe, den sie sorgfältig pflegen.
3. Die eigentümliche Tracht ist beim mãnnlichen und weiblichen
Geschlechte ganz gleichmäbig. Obgleich uns die meist gerade und
eckig geschnittene Kleidung, aus den buntesten Farben zusammen-
gesetzt, nicht sonderlich gefallen kann, müssen wir doch zuge-
stehen, dasß sie eine sehr praktische ist. Die Kleider sind leicht
und weit, so daß sich alle Gliedmaben frei bewegen und natur-
gemãß entwickeln können. Der Körperbau ist deshalb durch-
gehends kräftig und gesund. Die groben Bambushüte auf den
bezopften Köpfen dienen bald als Sonnen- bald als Regenschirme.
Die dicksohligen Schuhe ermöglichen einen sichern, bequemen
Gang. Nur die Feinheit und Kostbarkeit der RKleiderstoffe unter-
scheidet Reiche und Arme.
4. Leider fehlt dem Chinesen zumeist der Sinn für Reinlichkeit.
Wohin wir unsre Blicke richten, sei es auf seinen Körper, sei es in seine
Wohnung oder auf die Straben und Plätze: überall Unsauberkeit und
Schmutz Von einer Polizei, die zu bestimmten Zeiten die Straben
15
n