Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

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V. Aus der Sage und Geschichte des deutschen Volkes 
bestrich die Tafeln mit Farbe, legte einen Bogen Papier darauf und 
drückte das Papier mit einer Bürste an die geschwärzte Tafel. Sollte 
ein Buch gedruckt werden, so wurden so viele Holztafeln ausgeschnitten, 
als das Buch Seiten zählte. Für jedes neue Buch mußten aber immer 
wieder neue Tafeln hergestellt werden. 
3. Gutenberg kam nun auf den glücklichen Gedanken, die Holztafeln 
in Zeilen, diese in Wörter und diese in Buchstaben zu zerschneiden. Die 
einzelnen Buchstaben Lettern) stellte er dann zu Wörtern, Zeilen und 
Blattseiten zusammen. Nach dem Gebrauche wurden die Seiten wieder 
zerlegt, und die Buchstaben konnten zu andern Drucken wiederholt ver— 
wendet werden. Die Lettern goß er aus einem festen Metalle Zinn), 
weil sich das Holz zu leicht abnützte. Mit solchen metallenen Lettern be— 
endete er nach dreijähriger Arbeit 1452 den Druck einer lateinischen Bibel 
auf Pergament. 
Gutenberg verlor durch neidische Feinde sein ganzes Vermögen, doch 
nahm sich seiner der Erzbischof Adolf von Nassau in edler Weise an, 
so daß er seine letzten Lebensjahre sorgenfrei in Mainz zubringen konnte. 
Er starb daselbst 1468; dort steht auch seit 1840 sein prächtiges Stand— 
bild aus Erz. 
4. Gutenbergs Gehilfen verbreiteten die neue Erfindung, den Druck 
mit beweglichen Lettern, bald in alle Länder. 
5. In einer Buchdruckerwerkstätte stehen zahlreiche Schriftsetzer, 
die mit bewundernswerter Fertigkeit die Lettern zusammenstellen; andre 
ordnen die Seiten und befestigen diese in Rahmen, so daß die ganze 
Form, welche oft viel tausend einzelner Lettern umschließt, in die Presse 
gebracht werden kann. Eine Druckpresse ist eine kunstvoll zusammen— 
gesetzte Maschine mit vielen Rädern, Rollen und Walzen. Die neuern 
Schnellpressen in den größern Druckereien besorgen selbsttätig viele ein— 
zelne Arbeiten, welche früher nur von Menschenhänden ausgeführt werden 
konnten: sie färben die Formen mit dem Schriftsatz, bringen das Papier 
auf denselben, pressen es an die Formen, bewegen es weiter, zerschneiden 
es in Bogen und legen die Bogen wohl geordnet zusammen. Es gibt 
sogar Maschinen, welche die Bogen mehrfarbig bedrucken können, andre, 
welche im stande sind, mehr als 10000 Bogen in einer Stunde beidseitig 
bedruckt herzustellen. Solch eine einzige Maschine leistet in einem Tage 
mehr, als mancher Abschreiber vor einem halben Jahrtausend in seinem 
ganzen Leben fertig stellen konnte. 
R. Waeber.
	        
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