Drei treue Diener Wilhelms J.
30
97—
Aber noch war das Werk seines Lebens nicht vollendet. Nun galt es
für ihn als Kanzler des neuen Reiches, dasselbe nach außen zu festigen und
im Innern auszubauen. Es ist ihm gelungen, den deutschen Namen zu
Ehren zu bringen bei allen Völ—
kern. Im Innern unterstützte er
alle Bestrebungen des Kaisers nach
einheitlicher Ausgestaltung des
Reiches in Bezug auf Verwaltung,
Rechtspflege u. s. w, und auch in
der Sorge für das Wohl und die
Hebung der arbeitenden Klassen
war er stets eins mit seinem
Kaiser.
3. Groß und riesenhaft wie
der Geist war auch der Körper des
eisernen Kanzlers. Aber die fast
ein Menschenalter dauernde, auf—
reibende geistige und körperliche
Taãtigkeit für des Reiches Wohl
legte dem alternden Kanzler den
Wunsch nahe, sein Amt jüngern Händen zu übergeben. Doch stets wies
Kaiser Wilhelm J. solche Anträge mit den Worten: „Niemals, solange ich lebe!“
zurück. Und so stand Bismarck als Reichskanzler am Totenbette seines ge—
liebten Heldenkaisers; als Reichskanzler fuhr er dem aus Italien nach Berlin
eilenden Kaiser Friedrich entgegen, und eine stumme, lange, herzliche Um—
armung beider Männer zeigte, daß der Kanzler seinen schweren Posten gerade
in dieser schweren Zeit der Prüfung nicht verlassen werde. Nach dem Tode
Kaiser Friedrichs hielt die rührende Dankbarkeit, welche unser jetziger Kaiser
allen, die seinem erhabenen Großvater lieb und teuer gewesen, und namentlich
auch dem Fürsten bewies, diesen in seinem Amte fest. Sehr häufig sahen die
Einwohner Berlins ihren jugendlichen Kaiser zu dem greisen Fürsten in sein
Palais in der Wilhelmstraße fahren, um mit dem treuen Berater über
Staatsangelegenheiten zu verhandeln. Im März 1890 schied der Reichs—
kanzler aus dem Amte, nachdem er 43 Jahre seinen Herrschern treu ge—
dient hatte.
Großartig gestaltete sich im Frühjahre 1895 die achtzigste Geburtstagsfeier
des großen Kanzlers. So wurde noch kein Lebender gefeiert. Der Kaiser
selbst besuchte ihn auf seiner Besitzung Friedrichsruh im Sachsenwalde, über—
reichte ihm einen kunstvoll gearbeiteten Pallasch und führte ihm sein Regiment
in Parade vor; Abgesandte einzelner Provinzen, zahlreicher Städte, Vereine,