Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

Drei treue Diener Wilhelms J. 
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Aber noch war das Werk seines Lebens nicht vollendet. Nun galt es 
für ihn als Kanzler des neuen Reiches, dasselbe nach außen zu festigen und 
im Innern auszubauen. Es ist ihm gelungen, den deutschen Namen zu 
Ehren zu bringen bei allen Völ— 
kern. Im Innern unterstützte er 
alle Bestrebungen des Kaisers nach 
einheitlicher Ausgestaltung des 
Reiches in Bezug auf Verwaltung, 
Rechtspflege u. s. w, und auch in 
der Sorge für das Wohl und die 
Hebung der arbeitenden Klassen 
war er stets eins mit seinem 
Kaiser. 
3. Groß und riesenhaft wie 
der Geist war auch der Körper des 
eisernen Kanzlers. Aber die fast 
ein Menschenalter dauernde, auf— 
reibende geistige und körperliche 
Taãtigkeit für des Reiches Wohl 
legte dem alternden Kanzler den 
Wunsch nahe, sein Amt jüngern Händen zu übergeben. Doch stets wies 
Kaiser Wilhelm J. solche Anträge mit den Worten: „Niemals, solange ich lebe!“ 
zurück. Und so stand Bismarck als Reichskanzler am Totenbette seines ge— 
liebten Heldenkaisers; als Reichskanzler fuhr er dem aus Italien nach Berlin 
eilenden Kaiser Friedrich entgegen, und eine stumme, lange, herzliche Um— 
armung beider Männer zeigte, daß der Kanzler seinen schweren Posten gerade 
in dieser schweren Zeit der Prüfung nicht verlassen werde. Nach dem Tode 
Kaiser Friedrichs hielt die rührende Dankbarkeit, welche unser jetziger Kaiser 
allen, die seinem erhabenen Großvater lieb und teuer gewesen, und namentlich 
auch dem Fürsten bewies, diesen in seinem Amte fest. Sehr häufig sahen die 
Einwohner Berlins ihren jugendlichen Kaiser zu dem greisen Fürsten in sein 
Palais in der Wilhelmstraße fahren, um mit dem treuen Berater über 
Staatsangelegenheiten zu verhandeln. Im März 1890 schied der Reichs— 
kanzler aus dem Amte, nachdem er 43 Jahre seinen Herrschern treu ge— 
dient hatte. 
Großartig gestaltete sich im Frühjahre 1895 die achtzigste Geburtstagsfeier 
des großen Kanzlers. So wurde noch kein Lebender gefeiert. Der Kaiser 
selbst besuchte ihn auf seiner Besitzung Friedrichsruh im Sachsenwalde, über— 
reichte ihm einen kunstvoll gearbeiteten Pallasch und führte ihm sein Regiment 
in Parade vor; Abgesandte einzelner Provinzen, zahlreicher Städte, Vereine,
	        
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