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G. Ein Blick ins Weltall.
266. Rüktsel.
1. Auf einer großen Weide gehen
viel tausend Schafe, silberweiß;
wie wir sie heute wandeln sehen,
sah sie der allerält'ste Greis.
2. Sie altern nie und trinken Leben
aus einem unerschöpften Born;
ein Hirt ist ihnen zugegeben
mit schön gebognem Silberhorn.
3. Er treibt sie aus zu goldnen Toren,
er überzählt sie jede Nacht
und hal der Lämmer keins verloren,
so oft er auch den Weg vollbracht.
4. Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten,
ein muntrer Widder geht voran.
Die Herde, kannst du sie mir deuten?
Und auch den Hirten zeig' mir an!
Friedx. v. Schillex.
267. Die Slterne.
1. Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk getan
und niemand mehr im Zause wacht,
die Stern' am Zimmel an.
2. Sie gehn da hin und her, zerstreut
wie Lämmer auf der Slur,
in Rudeln auch und aufgereiht
wie Perlen an der Schnur,
3. und funkeln alle weit und breit
und funkeln rein und schön;
ich seh' die große Zerrlichkeit
und kann mich satt nicht sehn.
4. Dann saget unterm Zimmelszelt
mein Zerz mir in der Brust:
„Es gibt was Bess'res in der Welt
als all' ihr Schmerz und Lust.“
5. Ich werf' mich auf mein Lager hin
und liege lange wach
und suche es in meinem Sinn
und sehne mich danach.
Matthias Claundins.