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„damit niemand ohne Not der freien Luft zu lange sich aussetzen
dürfe,“ endlieh durch Ermahnung zur Ordnung und Mäbigung,
zumal für den Fall, ‚wenn die Luftfahrt durch einen Zusfall ver
eitelt werden oder der gesaßten Meinung nicht entsprechen sollte.“
Auch den Festplatz hatten Rat und Unternehmer ganz meisterhaft
eingerichtet. Denn, wie die Flugschrift meldet: ,der ganze Dlatz
sah einer kleinen Festung ähnlich, welche durch die spanischen
Reiter und 60—80 Soldaten hinlänglich bedeckt war, wenn ja
wider Vermuten der Pöbel hätte Unruhen ansfangen wollen, wie
es manchmal bei dergleichen Gelegenheiten zu gehen pflegt. NMan
muß es aber vom Gröbten bis zum Geringsten rühmen, daß alles
dureh Bescheidenheit und Güte im Besehlen und mit Stillo und
Ordnung im Gehorsam glücklich voruberging
Gustav Proytag.
58. Eine Reise durch Deutschland vor hundert Jahren.
1Wie man relle
Das Reisen war Anno dazumal keine so einfache Sache wie heute.
Wer nicht zu Fuß durch die Lande ziehen wollte, was der rüstige Wanderer,
dem es nicht allzusehr auf die Zeit ankam, auch meistens vorzog, der mußte
entweder Sbestiefelt und bespornt zu Pferde steigen oder er mußte den
eigenen Klepper vor das Reisewägelchen spannen und selbst kutschieren oder
endlich, wem alle diese Möglichkeiten der Translokation verschlossen waren,
dem blieb das äußerste: die Postkutsche. Und dieses Beförderungsmittel
stellte wiederum nicht unerhebliche Anforderungen an die seelische und körper⸗
liche Beschaffenheit derer, die sich seiner bedienten. J. N. Hecht, der Bädeker
jener Zeiten, rechnet zu den Erfordernissen eines „ordentlichen Passagiers“
in erster Linie gute Leibeskonstitution und christliche Geduld. Namentlich
galt es wohl letztere zu üben. Und wer sie nicht hatte, konnte sie auf einer
längeren Postfahrt nach Ansicht kompetenter!) Beurteiler recht wohl erwerben.
Und die vielen Klagen über die WMühseligkeit des Reisens, die uns
aus jedem Reisebericht der Zeit entgegentönen, erscheinen nur allzubegreiflich,
wenn wir uns die Bedingungen anschauen, unter denen das Reisen von
statten ging. — —
Die Wege! Du meine Zeit! War das eine Not! Nur auf ganz
wenigen Strecken Chausseen oder gepflasterte Straßen. Im ganzen König—
reich Preußen waren 1816 erst 5238/5 Meilen Chausseen vorhanden (heute
mehr als 10000 Meilen auf demselben Gebiet); davon drei Fünftel in
Westfalen und Rheinland, während die Provinzen Pommern und Posen
überhaupt noch keine Chaussee hatten, Preußen immerhin schon eine Meile.
——
) Zuverlässig, befugt.