Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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püren besonders seine Schärfe, und das Auge wird von der weißen 
Fläche geblendet; denn soweit man nur sehen kann — nichts als 
Schnee! Alles Pflanzenleben ist darunter begraben, und nur die 
kahlen Obstbäume ragen mit weißen Häuptern aus ihm heraus. Wie 
schlimm mag diese Zeit für die Tiere des Feldes sein! Raben und 
Rebhühner leiden Not, und die Hasen suchen mit den Rinden junger 
Bäume ihren Hunger zu stillen. 
Nicht minder öde ist es im Walde. Verstummt ist der Gesang 
der Vögel; ihre Nester sind dem Auge leicht sichtbar; denn außer 
Fichten und Tannen haben alle übrigen Bäume ihre Blätter verloren. 
Das lustige Eichhörnchen springt, um sich warm zu machen. Es 
sättigt sich mit dem Samen der Fichten und mit Baumknospen und 
flüchtet sich hinter den breiten Stamm, wenn ein kalter Wind durch 
die Zweige fährt. Hirsch und Reh genießen grüne Brombeerblätter 
und zarte Zweige; wenn aber die Schneedecke obenher gefriert, dann 
brechen die scharfen Hufe ein, und die Füße werden von der Eiskruste 
geschunden. Arme Leute schleichen durch den Wald, um sich herab— 
gefallenes Reisig zu suchen; denn doppelt bitter ist die Not, wenn 
man in kalter Stube sitzen muß. 
Große Eisschollen treiben auf dem Flusse dahin. Hält die Kälte 
an, so werden sie bald stehen. Der Fluß wird dann von einer so 
festen Eisdecke überbrückt, daß selbst schwere Wagen darüber fahren 
können. Muntere Schlittschuhläufer tummeln sich auf glatten Stellen 
des Eises, und man sieht an ihren roten Wangen, wie gesund die 
Bewegung in frischer Luft ist. 
Auch in den Straßen der Stadt ist ein reges Leben. Schlitten, 
mit Pferden bespannt, fahren auf und ab. Die Peitsche knallt, und 
klingende Schellen mahnen die Fußgänger, zur rechten Zeit aus dem 
Wege zu gehen. Dort ziehen frische Buben ihre Schwester auf einem 
Handschlitten, und an einem andern Platze ist ein Schneeballenkrieg 
entstanden. Wie da jeder vergnügt ist, der seinem Nachbar eins 
geben konnte! 
Das Hauptfest des Winters aber ist Weihnachten. Da glänzen 
die Lichter an dem Christbaum, und die Kinder freuen sich in warmer 
Stube der Gaben, die das Christkind ihnen gebracht hat. 
Noll. 
121. Winterlied. 
1. Wie ruhest du so stille 
in deiner weißen Hülle,
	        
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