Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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Nur am Sonntage, um der Sonntagsruhe willen, stand das Räder- 
werk still. 
Des Müllers Kinder führten ein höchst einsames Leben. 
Spielkameraden Kannten sie nieht. Wer sollte sie auch besuchen? 
Weit und breit stand kein Haus, und bis in das nächste Dorf 
war es eine gute Strecke Weges. Sie selbst Kamen das ganze 
Jahr nieht aus der Mühle und aus dem Tale heraus. Die bunten 
Blumen am Bache waren ihre Lieblinge, die Fischlein im Wasser, 
die Käfer und Schmetterlinge in der Luft ihre besten Bekannten, 
die Vögel im Gebüsch ihre Sänger und Musikanten. Und doch 
lebten sie fron und glücklich. Als nun eines Tages der Nüller 
nach Hauss Kam und sagte, er wisse jetzt jemand, der ihm 
die Mühle für ein gutes Stüek Geld abkaufen wolle, fingen 
die Kinder zu weinen an, stellten sich um den Vater her, fassten 
ihn bei der Hand und baten und flehten, er solle doch die 
Mühle nicht verkaufen. „Wir mögen nieht aus dem Tale 
fort, wo es so schön still und freundlich ist,“ sagten sie. „Nir- 
gends kann es ja so hübsch sein wie hier.“ 
„Nun, ich werde mir die Sache diese Nacht noch beschlafen,“ 
versetate endlich der Nüller, den die Bitten der Kinder rührten. 
Dieso Konnten aber vor Unruhe die ganze Nacht kein Auge 
zutun, so schwer lag ihnen der Gedanke auf den Herzen, dals 
gie aus dem sechönen, stillen Talo und aus der alten lieben 
Mühle fort sollten. Kaum graute der Morgen, da waren sie 
schon wieder auf den Beinen, suehten den Vater auf und fragten 
beklommen: „Nun, hast du es dir überlegt? Nicht wahr, du 
verkaufst unsere alte gute Mũble nicht?“ 
„Ja, ich habe es mir überlegt. Ieh könnte zwar ein gutes 
Geschäft machen, aber um euretwillen will ieh die Muhle nicht 
verkaufen.“ 
Da jubelten die Kinder hoch auf, fielen lhrem Vater um den 
Hals und dankten ihm aufs herzlichste, dals sie uun in dem 
schönen Tale und in der Müble bleiben Kkönnten. 
VWVledoemann. 
3. Sonnenaufgang. 
1. Verschwunden ist die finstre Nacht, 
die Lerche schlägt, der Tag erwacht, 
die Sonne kommt mit Prangen
	        
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