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Nur am Sonntage, um der Sonntagsruhe willen, stand das Räder-
werk still.
Des Müllers Kinder führten ein höchst einsames Leben.
Spielkameraden Kannten sie nieht. Wer sollte sie auch besuchen?
Weit und breit stand kein Haus, und bis in das nächste Dorf
war es eine gute Strecke Weges. Sie selbst Kamen das ganze
Jahr nieht aus der Mühle und aus dem Tale heraus. Die bunten
Blumen am Bache waren ihre Lieblinge, die Fischlein im Wasser,
die Käfer und Schmetterlinge in der Luft ihre besten Bekannten,
die Vögel im Gebüsch ihre Sänger und Musikanten. Und doch
lebten sie fron und glücklich. Als nun eines Tages der Nüller
nach Hauss Kam und sagte, er wisse jetzt jemand, der ihm
die Mühle für ein gutes Stüek Geld abkaufen wolle, fingen
die Kinder zu weinen an, stellten sich um den Vater her, fassten
ihn bei der Hand und baten und flehten, er solle doch die
Mühle nicht verkaufen. „Wir mögen nieht aus dem Tale
fort, wo es so schön still und freundlich ist,“ sagten sie. „Nir-
gends kann es ja so hübsch sein wie hier.“
„Nun, ich werde mir die Sache diese Nacht noch beschlafen,“
versetate endlich der Nüller, den die Bitten der Kinder rührten.
Dieso Konnten aber vor Unruhe die ganze Nacht kein Auge
zutun, so schwer lag ihnen der Gedanke auf den Herzen, dals
gie aus dem sechönen, stillen Talo und aus der alten lieben
Mühle fort sollten. Kaum graute der Morgen, da waren sie
schon wieder auf den Beinen, suehten den Vater auf und fragten
beklommen: „Nun, hast du es dir überlegt? Nicht wahr, du
verkaufst unsere alte gute Mũble nicht?“
„Ja, ich habe es mir überlegt. Ieh könnte zwar ein gutes
Geschäft machen, aber um euretwillen will ieh die Muhle nicht
verkaufen.“
Da jubelten die Kinder hoch auf, fielen lhrem Vater um den
Hals und dankten ihm aufs herzlichste, dals sie uun in dem
schönen Tale und in der Müble bleiben Kkönnten.
VWVledoemann.
3. Sonnenaufgang.
1. Verschwunden ist die finstre Nacht,
die Lerche schlägt, der Tag erwacht,
die Sonne kommt mit Prangen