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bei demselben. Ihm rückten nun die dritte deutsche Armee unter
dem preußischen Kronprinzen, und eine neue, die vierte Armee unter
dem Befehle des Kronprinzen Albert von Sachsen entgegen. Als aber
die deutschen Heere sich Chalons näherten, siehe, da fanden sie das
französische Lager leer. Maͤc Mahon war in aller Stille gegen Norden
marschieri mit der Absicht, plötzlich vor Metz zu erscheinen, Bazaines
Heer von der Einschließung zu befreien und, mit demselben vereinigt
die deutschen Streitkräfte einzeln zu schlagen. So lautete der fran—
zösische Kriegsplan; allein dieser Plan mißlang völlig. Frühzeitig
genug bemerkten der preußische und der sächsische Kronprinz des
Marschalls Absicht, änderten sogleich ihren Weg und eilten dem nord—
wärts gegen die Ardennen hinziehenden Franzosenheere in Eilmärschen
nach, um es so rasch als möglich zu erreichen. Am 30. August stieß
der Kronprinz von Sachsen auf einen Teil des feindlichen Heeres,
der bei dem Dorfe Beaumont) auf Waldhöhen lagerte und eben
sein Mittagsmahl abkochte. Sofort befahl der Prinz den Angriff.
Die deutschen Krieger kämpften mit unvergleichlicher Tapferkeit. Die
Franzosen wurden in wilder Flucht über die Maͤas gejagt. Tausende
derselben bedeckten als Leichen oder Verwundete das Schlachtfeld.
Zahlreiche Gefangene, Kanonen, Kugelspritzen, Adler und Zeltlager
fielen in die Hände der Sieger.
Zwei Tage danach, am 1. September, erfolgte dann die Haupt—
schlacht bei Scdan. Die Armeen der beiden Kronprinzen hatten sich
hereinigt; König Wilhelm selbst übernahm die Führung des deutschen
Gesamtheeres. Mac Mahons Streitmacht stützte sich auf die Festung
Sedan, deren Mauern ihr den Rücken deckten. In der ersten Morgen—
frühe begannen die Bayern den Angriff auf des Feindes rechten
Flügel. Von hier rückte das Gefecht immer weiter bis zur äußersten
Aufstellung fort, gegen welche namentlich die hessisch-thüringischen
Regimenter mit h Heldenmute vordrangen. Mac Mahon
wird durch einen Granatschuß schwer verwundet; an e Statt über—
nimmt General Wimpffen die Führung des französischen Heeres. Aber
enger und immer enger schließt sich der feindliche Gürtel um die
Franzosen; von mehreren Seiten zugleich stürmen die Scharen des
preußischen Kronprinzen auf sie ein; auf der andern Seite bedrängt
sie der Kronprinz von Sachsen; rund um Sedan rollt der Donner
der siegreich fortschreitenden Feldschlacht. Gegen drei Uhr nachmittags
flüchtet sich der Feind nach ungeheuren Verluften hinter die Mauern
bon Sedan. Sie bieten dem völlig zerrütteten Heere keine Rettung
mehr; vernichtend fallen die feindlichen Bomben und Granaten in
die wirren, dichtgedrängten Knäuel von entmutigten, verzweifelnden
Soldaten, die alles verloren sehen. Der Kaiser Napoleon, welcher dem
Kampfe beigewohnt hatte, sucht umsonst durch einen ehrenvollen Krieger⸗
tod der Schmach zu entgehen; keine Feindeskugel weiß seine Brust zu
finden. Da schreibt der Tiefgedemütigte an den König von Preußen:
9 Bomong.