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335. Freundschaft.
Friedrich Bodenstedt.
Wenn jemand schlecht von deinem Freunde spricht,
Und schaut er noch so ehrlich, glaub ihm Nicht!
Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht, 5
Mißtrau der Welt und gib dem Freunde recht!
Nur wer so standhaft seine Freunde liebt,
Ist wert, daß ihm der Himmel Freunde gibt.
Ein Freundesherz ist ein so seltner Schatz,
Die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz; 10
Ein Kleinod ist's voll heil'ger Wunderkraft,
Das nur bei festem Glauben Wunder schafft;
Doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz,
Einmal zerbrochen, wird's nie wieder ganz.
Drum: wird ein solches Kleinod dir beschert, 15
O trübe seinen Glanz nicht, halt es wert!
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt
Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält,
Dem dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht!
Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht. 20
Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich,
Bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich;
Und wer den höchsten Königsthron gewann
Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann.
336. Michlerfüssung. 25
Emil Rittershaus.
1. Was die Natur dir hat gegeben,
Benutz dein zugewognes Teil,
Benutz es durch dein ganzes Leben
Zu deiner Brüder Glück und Heil!
2. Hast mit der Kraft, der ganzen, vollen,
Du treu geschafft zum Heil der Welt,
337. Khre
Ferdinand
Wer den wucht'gen Hammer schwingt,
Wer im Felde mäht die Ähren,
Wer ins Mark der Erde dringt,
Weib und Kinder zu ernähren,
Wer stroman den Nachen zieht,
Wer bei Woll' und Werg und Flachse
Hinterm Webestuhl sich müht,
Daß sein blonder Junge wachse:
War gut und rein dein Streben, Wollen,
Hat Edles dir die Brust geschwellt:
3. Dann darfst gehobnen Hauptes wallen
Du freudig deinem Ziele zu, 30
Dann ist der Größte unter allen
Nicht größrer Ehre wert als du!
der Aröert!
Freiligrath.
Jedem Ehre, jedem Preis! 35
Ehre jeder Hand voll Schwielen!
Ehre jedem Tropfen Schweiß,
Der in Hütten fällt und Mühlen!
Ehre jeder nassen Stirn
Hinterm Pfluge! — Doch auch dessen, 40
Der mit Schädel und mit Hirn
Hungernd pflügt, sei nicht vergessen!
