Full text: Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband] (Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband])

— 46 — 
58. Der Gotteskasten. 
Fr. Adolf Krummacher. 
Parabeln. Essen 1817. III. S. 191. 
Es war einmal ein wohlhabender, angesehener Mann, des 
Name hieß Benediktus, das heißt Segenreich. Solchen Namen 
führte er mit Recht; denn Gott hatte ihn reichlich init Gütern 
gesegnet, und alle Welt segnete ihn desgleichen, weil er jeden 
zu erfreuen suchte, den Fremdling wie den Nachbar, besonders 
die Armen und Notleidenden. Er tat aber folgendermaßen: 
Wenn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freunden, 
ss ging er in sein Kümmerlein und dachte: Es sind viele, die 
keines solchen Tages sich erfreut haben, und was wäre es, venn 
ich der Gäste noch einmal so viel geladen hätte? — Also legte 
er von seinem Gelde so viel, als ihm die Mahlzeit gekosiet, 
in eine Lade, die nannte er den Gotteskasten. Desgleichen, 
wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuersbrunst gewuüͤtet, so 
gab er seinen Beitrag reichlich; darauf sah er sein Haus an und 
ging in sein Kämmerlein und sprach: „Alles steht bei mir fest 
und unversehrt!“ und legte dafür in den Gotteskasten. Aber— 
mals, wenn er von Hagelschlag, Wassersnöten und andern 
Unfällen hörte, legte er dafür in den Gotteskasten. 
Als er nun sterben sollte, da klagten und weinten die Armen, 
die Witwen und Waisen und sprachen: „Wer wird unser sich 
erbarmen, wenn Benediktus von uns scheidet?“ 
Er aber sprach: „Ein guter Hausvater sorget, daß auch 
dann, wenn er nicht daheim ist, den Kindlein nichts gebricht. 
So nehmet den Gotteskasten mit allem, was darinnen ist! Er 
gehört den Armen, den Witwen und Waisen; teilet davon aus 
und verwaltet es wohl und weislich!“ Darauf starb er, und 
es geschah, wie er gesagt hatte. 
Also besteht der Gotteskasten seit hundert Jahren zum Trost 
der Bedürftigen, und des Mannes Andenken bleibt in Segen. 
59. Die Erdbeeren. 
Chr. v. Schmid. 
Gesammelte Schriften. Augsburg 1861. 15. Bändchen. Kurze Erzählungen. Sa 16. 
Ein alter Soldat mit einem Stelzfuße lam in ein Dorf 
und wurde plötzlich kranl. Er konnte nicht mehr weiter reisen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.