Full text: [Oberstufe, 1. Abteilung, [Schülerband]] (Oberstufe, 1. Abteilung, [Schülerband])

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Hier in den Schluchten lag sein Heer, 
der Feind dort auf den Höh'n umher. 
Da sah's im Dorf gar übel aus: 
die Scheuern leer, kein Brot im Haus, 
im Stalle weder Pferd noch Kuh, 
und vor dem Feind die Furcht dazu. 
So hatt' ich eben eine Nacht 
mit Seufzen und Gebet durchwacht 
und stieg beim ersten Morgengraun 
den Turm hinauf, um auszuschaun, 
wie's draußen stünd'; 's war still umher, 
und ich sah keine Feinde mehr. 
Da zog ich still mein Käpplein ab, 
dem lieben Gott die Ehre gab. 
Horch! Plötzlich trabt's ins Dorf herein: 
„Der Himmel woll' uns gnädig sein!“ 
Ein alter Schnauzbart jagt im Trab 
nach meinem Haus; dort steigt er ab. 
Kaum bin ich unten, schreit er: „Lauf, 
schließ mir geschwind die Kirche auf!“ 
Ich bat: „Bedenkt, 's ist Gottes Gut, 
was man vertraut hat meiner Hut, 
und Kirchenraub bestraft sich schwer!“ 
Doch er schrie wild: „Was schwafelt Er? 
Flink aufgeschlossen! Sonst soll Ihn —“ 
Schon wollt' er seinen Säbel ziehn. 
Da dacht' ich bang an Weib und Kind 
und öffnete die Kirch' geschwind 
und trat dann zagend mit ihm ein; 
mein Weib schlich weinend hinterdrein. 
Er ging vorüber am Altar, 
hinauf dann, wo die Orgel war. 
Da stand er still: „Gesangbuch her! 
Hier den Choral da spielet Er! 
Und daß Sie brav die Bälge tritt! 
Marsch vorwärts jetzt und zögert nit!“ 
Ich fing mit einem Vorspiel an,
	        
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