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die wunderbaren Formen der Jurafelsen, welche häufig-
unmittelbar aus dem Wasser emporstreben und immer
wechselnde Ausformungen zeigen. Ein seltsames
Klingen dringt aus manchem Gefelse und der vorüber¬
fahrende Fischer erzählt seinem Gaste allerlei Sagen
von Nixen, welche von der Stromfei versteinert wurden.
An den steilen Wänden gibt es keinen Landeplatz;
für den kühnsten Schwimmer fände sich kein Zoll
Erde zur Rettung. Wehe dem Fährmann, den hier
die Schrecken des Hochgewitters überraschen! Um so
entzückender aber ist die Durchfahrt an einem son¬
nigen Tage. Stets neue und überraschende Gestal¬
tungen bieten sich dem Auge dar und jede Windung
bringt ein neues Bild. Sträucher und Bäume haben
sich kein Fleckchen auf den für den menschlichen
Fuss vielfach unzugänglichen Felsen entgehen lassen,
zu wurzeln und zu wachsen. Dunkle Eiben und licht¬
grüne Birken, Buchen und Eichen, Föhren und Lär¬
chen, Schwarzkiefern, Eschen, Haseln und Ulmen
besiedeln in malerischer Vereinigung den Hang. Uber
zahlreichen grösseren und kleineren Höhlenbildungen
spinnt die rankenreiche Waldrebe ihren verhüllenden
Waldvorhang. Efeuzweige klettern an den Wänden,
und neben den weissen Traubenblüten des Liguster¬
strauches entfalten sich die reizenden Knospen der
wilden Rose.
Am Eingänge zur Schlucht liegen in lieblicher
Abgeschiedenheit die weitläufigen Gebäude des Klosters
Weltenburg härt am Strome. Dieses Kloster gilt als
eines der ältesten in Bayern und als Stiftung des
hl. Rupert. Vom Dorfe Weltenburg führt ein Weg
zwischen der Donau und den Felswänden zum Kloster
hin. Dieser aber ist so schmal, dass zwei Wagen sich
nicht auszuweichen vermögen, und so tief gelegen,
dass ihn der Strom häufig überflutet. Die Felsen
gönnen selbst dem Kloster mit seinem Garten nur
dadurch Raum, dass sie buchtartig zurücktreten. Wie
eine Halbinsel erstreckt sich dieses reizende Fleckchen
Erde in den Strom, der es von drei Seiten umspannt.
Von einigen ihre Umgebung überragenden Fels¬
köpfen eröffnen sich in der Nähe des Klosters so¬
wohl stromaufwärts als auch stromabwärts besonders