Full text: [Oberklassen, [Schülerband]] (Oberklassen, [Schülerband])

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Hinüber zogen alle, wie Israel durchs Meer; 
Die Sachsen aber fanden im Nebel die Furt nicht mehr. 
Da schlug der Kaiser Karol mit seinem Speer den Sand: 
„Die Stätte sei hinfüro der Franken Furt genannt!“ 
Er kam da bald zurücke mit neuer Heeresmacht, 
Damit er der Sachsen Lande zu seinem Reich gebracht. 
Doch dort am Main erpranget nun eine werte Stadt, 
Die reich ist aller Güter und edle Bürger hat. 
Es ward da mancher Kaiser gekrönt mit Karols Krön’ 
Und feierlich gesetzet auf goldgestickten Thron. 
Da briet man ganze Rinder; es strömte der Fülle Horn- 
Es schöpfte jeder Arme sich Wein aus reichem Born. 
Im Römer füllte dem Kaiser der Erzschenk den Pokal; 
Mit Kaiserbildern wurden bedeckt alle Wand’ im Saal. 
Bedeckt sind alle Wände bis an den letzten Saum; 
Kein neuer Herrscher fände zu seinem Bildnis Raum. 
Der erste deutsche Kaiser gab Namen dieser Stadt, 
Die auch den letzten Kaiser in ihr gekrönet hat. 
(Aug. Kopisch.) 
29. Sitten und Einrichtungen unserer Vorfahren 
zur Zeit der Karolinger. 
Unsere Vorfahren wohnten vor tausend Jahren noch 
nicht wie wir heute in Städten und Dörfern. Städte gab 
es nur am Rhein und an der Donau, wo sie schon früher 
von den Römern angelegt worden waren. An allen übrigen 
Orten in ganz Deutschland hatte jeder freie Deutsche ein 
einzeln stehendes Haus. Um das Haus lagen seine Äcker, 
welche mit einem Zaune umgeben waren. So bildete jeder 
Haushalt ein für sich bestehendes Ganze. Der Hausherr 
beschäftigte sich noch immer am liebsten mit dem Kriege oder 
mit der Jagd. Die Frauen bereiteten aus Flachs, Hans 
oder Wolle die erforderlichen Kleidungen. Den Ackerbau be¬ 
sorgten die Sklaven und Leibeigenen; auch die notwendigsten 
Acker- und Hausgeräte wurden von denselben verfertigt, 
weil es noch keine Handwerker und Arbeitsleute gab. - Da 
diese Sklaven, sie mochten ihre Arbeit auch noch so gut und 
schön verrichten, ihre Lage doch nicht verbessern konnten, 
sondern immer nur Sklaven blieben, so läßt sich leicht denken, 
daß weder der Ackerbau, noch die Gewerbe sich sehr vervoll¬ 
kommneten. Was hierfür geschah, wurde durch Karl den
	        
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