Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

191 
Die Söhne des Kaisers, alle diejenigen, die ihm lieb und wert 
waren, wurden in den Zauberkreis hineingezogen; selbst die ernsten 
Geschäftsmänner konnten sich demselben nicht entziehen, und der 
Großrichter Friedrichs, der berühmteste Staatsmann jener Zeit, Peter 
von Vinea, war zu gleicher Zeit einer der Dichter jener künstlerischen 
Tafelrunde; das älteste Sonett, welches wir in italienischer Sprache 
kennen, rührt von ihm her. 
Taschenspieler, Springer, Sänger und Narren fanden stets an 
dem fröhlichen Hofe des Kaisers eine willkommene Aufnahme. Jeder, 
der einen guten Scherz zu machen verstand, wurde freundlich be— 
wirtet und gern gesehen. 
Jedermann fühlte sich wohl an diesem Hofe, von dem, bei 
voller Bewahrung der Form, doch die strenge Etikette vollkommen 
verbannt war. Friedrichs feiner Sinn wußte leicht das Übermaß 
zu vermeiden, sein Gefühl für Schönheit hielt den Scherz stets in 
den richtigen Grenzen. 
Friedrich war prachtliebend, aber der rohe Pomp der deutschen 
Fürsten stieß ihn zurück; alles an seinem Hofe war eigentümlich, 
der blühenden Phantasie des geistreichen Mannes entsprechend. 
11. Abrecht der Bür, ein Apostelfürst. (1134 - 1170.) 
Nach Stenzel. 
Albrecht war ein Enkel des letzten Billung'schen Herzogs 
Magnus von Sachsen, von dessen Tochter Eilika und dem reichen 
Grafen Otto von Ballenstädt, aus dem alten schwabischen Grafen- 
hause, velehes von der Burg Anhalt den Namen führt. Nachdem 
Albrecht unter vielfachen Kämpfen, namentlich auch gegen das 
ihm nahe verwandte Haus der Welfen, sich endlich im Besitze 
der ihm vom Raiser Lothar (1183) verliebenen Markgrafschaft 
Nordmark behauptet hatte, richtete er seine Kraft besonders wider 
die ihm gegenüber wohnenden Slaven und ward dadurch ein 
Apostel-Furst in jenen Gauen. 
gchon im Jahre 1148, vahrend andere Fürsten mit Raiser 
Konrad IIl. in das heilige Land zogen, drang er mit seinem 
Vetter, Heinrich dem Löwen, und dem Rönige von Danemark auf 
einem Kreuzzuge in die Lander der Obotriten und Leutizen (in 
Mecklenburg) ein. Machte auch Uneinigkeit der Fürsten diesen 
Zug erfolglos, so setate sich doch Albrecht unter blutigen Kämpfen 
naach und nach auf dem rechten Elbufer fest, breitete sich 
weiter aus und eroberte Brandenburg, die stärkste Peste der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.