Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen

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solchem Eise verfertigt und konnte mit starken Pulverladungen 
aus ihnen schießen, ohne daß sie zersprangen. 
An der Wärme verdunstet das Wasser, d. h. es 
geht in gasförmigem Zustande in die Luft über. Täglich 
berwandelt sich eine Meuge Wasser in Wasserdampf. Ge— 
lehrte Leute haben ausgerechnet, daß aus dem Meere allein 
jährlich mehr als 10 Billionen Zentner Wasser in die Luft 
aufsteigen. Das ist eine ungeheure Masse, und wenn alle 
Menschen zusammenstünden und ihre Dampfmaschinen, Pferde, 
Ochsen u. s. w. zu Hilfe nähmen, so köͤnnten sie nicht so 
viel aus dem Meere pumpen. Diese Wasserdämpfe nun sind 
leichter als die Luft und steigen deshalb in derselben in die 
Hoöͤhe. Die Winde tragen sie dann weit, weit fort über alle 
Länder. Sie verdichten sich in kalten Luftschichten und Luft— 
strömungen, werden als Wolken sichtbar und fallen endlich 
als Schnee oder Regen zur Erde nieder. Da sammelt sich 
das Waͤsser und tritt in Quellen hervor; die Quellen ver— 
einigen sich zu Flüssen und diese führen dem Meere wieder 
die Gewässer zu So vollzieht sich ein wunderbarer, fort— 
währender Kreislauf des Wassers vom Meere zum Lande 
und vom Lande wieder zum Meere. (G. N. M) 
101. Eine Ohrfeige zur rechten Zeit. 
In einer Handelsstadt Norddeutschlands lebte ein Kauf— 
mann namens Müller. Ihm begegnete oft ein junger, 
wohlgekleideter Mensch, der ihn immer sehr freundlich grüßte. 
Herr Müller erwiderte den Gruß zwar gern; aber da er 
sͤch nicht erinnerte, den jungen Menschen je zuvor gesehen 
zu haben, so glaubte er, daß dieser ihn mit einem andern 
berwechsle. Eines Tages war nun Herr Müller zu einem 
Freunde eingeladen, und als er zur bestimmten Zeit in dessen 
Hause einträf, fand er denselben jungen Mann schon mit 
dem Hausherrn im Gespräch. Der Wirt wollte nun seine 
beiden Freunde miteinander bekannt machen; aber der jüngere 
sagte: „Das ist nicht nötig; wir kennen uns schon viele 
Jahre.“ — „Ich glaube, Sie sind im Irrtum,“ erwiderte 
Herr Müller; „ich habe allerdings seit einiger Zeit manchen 
sreundlichen Gruß von Ihnen bekommen; aber sonst sind Sie 
mir ganz fremd.“ — „Und doch kenne ich Sie lange,“ ant— 
wortete der junge Mann, „und freue mich, Ihnen heute 
herzlich danken zu können.“ — „Wofür wollen Sie mir
	        
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