verlassene Felder, eingeäscherte Dörfer lagen meilenweit umher in
grauenvoller Verwüstung. Wo noch ein Dorf von gänzlicher Zer—
Nörung verschont geblieben war, da waren die Häuser kaum noch
bewohnbar, die Scheuern zerfallen. Blühende Landschaften hatte
der Krieg in Eindden, Felder und Wiesen in Wald und Wüstenei
berwandelt. Viele Weinberge, welche früher fleißig und mit Er—
folg bebaut worden waren, blieben nun unbebaut und wüst liegen.
Relßende Tiere hatten von Feld und Wald Besitz ergriffen, und
in jeder Winternacht hörte man den Schrei des huͤngrigen Wolfes
vor dem Hosthor.
Schlimmer aber noch als diese Verwüstungen war die ent⸗
setzliche Verwilderung der Menschen. Die entlassenen Soldaten,
n ein geregelles Leben nicht gewöhnt, streiften als Räuber und
Morbdbrenner im Lande umher. Der Schulunterricht hatte fast
Jänzlich aufgehört. Verwahrloste und verwaiste Kinder scharten
sich zusammen, durchzogen das Land und weideten wie die Tiere
des Feldes die Wiesen ab. In den ausgestorbenen Dörfern sah
man abgemagerte Menschengestalten neben Leichen liegen und im
Wahnsinn des Hungers an diesen herumnagen. Eine allgemeine
Verzweiflung hatte sich in den letzten Jahren des Krieges der
Gemnler bemächtigt, und heiß sehnte man sich nach dem Ende des
langjahrigen Moͤrdens und Zerstörens. Als nun endlich die Friedens⸗
botschaft ertdnte, da durchzuckte eine leidenschaftliche Freude alle
Seelen; auch die wildeste Brut des Krieges, das Soldatenvolk,
wurde davon ergriffen Feierlich und mit aller Inbrunst wurde
das Friedensfest begangen. Deutschland aber, das nahe daran
gewesen, in völlige Barbarei zurückzusinken oder eine große Wüste
zu werden, fing an, sich langsam zu erholen, und in vieler Be—
Rehung hat erst unser Jahrhundert wieder gewonnen, was durch
den 30jährigen Krieg verloren gegangen war.
Nach J. C. Andrä.
35.
Frühlings Auferstehung.
Vom Rilse befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
im Thale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter in seiner Schwäche
zog lieh in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er flüehend nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eiles
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weibes;
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben.