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er in seinem Zelte unter einer Eiche. Um Ihn saßen seine
Generale und Offiziere. Er hatte gerade ein Glas Wein in
der Hand und wollte es zum Munde führen. Da kam eine
Kugel aus der Stadt und zerschlug ihm das Glas vor dem
Munde in tausend Stücke. Das ist, ihm ein Zeichen gewesen,
daß er die Stadt nicht werde nehmen können. Und er zog mit
seinem Heere von dannen, nachdem er dieselbe 10 Wochen
lang vergeblich belagert hatte. — Die Eiche, unter welcher das
Zelt stand, steht heute noch, und alljährlich wird unter der¬
selben das „Wallensteinfest" gefeiert.
Jan van Werth. Auf dem Altermarkte zu Cölu steht auf einem
Denkmale eiu Held aus dem dreißigjährigen Kriege: Jan van Werth.
Er stammt, wie sein Name (Jan van — Johann von) andeutet, aus
einer holländischen Familie. Sein Großvater kam nach Deutschland
und wohnte als Landwirt in einem Dorfe ungefähr acht Stunden
nördlich von Cöln; Büttgen heißt das Dorf. Daselbst wurde Jan
van Werth auch wahrscheinlich geboren. — Zur Zeit des dreißig¬
jährigen Krieges wanderte er einst von Cöln nach Hause zurück.
Es begegneten ihm drei Soldaten, die überfielen ihn und wollten
ihm alles abnehmen/was er hatte. Er aber überwältigte sie alle
drei. Da verwunderten sich^ diese gar sehr über den kräftigen Bauern¬
burschen und beredeten ihn, auch Soldat zu werden. Er ging mit
ihnen zurück nach Cöln und trat als gewöhnlicher Reitersmann ein.
Später aber wurde er General.
Ende des dreißigjährigen Krieges <1648). Das Ende
des dreißigjährigen Krieges wurde überall in unserem Lande
mit Freuden begrüßt. Fahnen wehten aus den Fenstern der
Häuser, von den Kirchen ertönte das Geläute der Glocken,
Freudenrnfe intd Freudenschüsse erfüllten die Luft. Männer
und Jünglinge veranstalteten Festzüge, Frauen und Jung¬
frauen schmückten Häuser und Straßen; sogar Knaben taten das
ihrige, um die allgemeine Feier zu verherrlichen.
In Nürnberg veranstalteten die Knaben einen sonderbaren
Zug. Eines Morgens erklangen feine Trompetentöne in den
Straßen der Stadt. Da erschienen die Leute an Fenstern und
Türen, um zu sehen, was da wäre. Und siehe da! In langen
Zügen kamen die Knaben dahergeritten, aber nicht auf wirk¬
lichen Pferden, nein, auf Steckenpferden, und zwar recht wilden.
Grüne Reiser hatten die Reiter am Hute, Fähnlein und Lan¬
zen in den Händen. Unter fortwährendem Hurrarufen durch¬
zogen sie die Stadt. Ganz Nürnberg hatte seine Freude an
den Knaben, und als dem Kaiser die Geschichte erzählt wurde,
befahl er sogleich, daß besondere Pfennige für die Stecken¬