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Auffassungsgabe, eine lebhafte Einbildungskraft und kann oft herzlich
lachen. Für das Komische hat sie viel Sinn und Empfänglichkeit.
Sie hat Anlage zum Satirischen und sieht dabei ernst aus, doch schadet
das ihrer Gutmütigkeit nicht.
Von der kleinen Luise läßt sich noch nichts sagen. Sie hat das
Profil ihres redlichen Vaters und die Augen des Königs, nur etwas
heller. Sie heißt Luise; möge sie ihrer Ahnfrau, der liebenswürdigen
und frommen Luise von Oranien, der würdigen Gemahlin des großen
Kurfürsten, ähnlich werden!
Da habe ich Ihnen, geliebter Vater, meine ganze Galerie vor—
geführt. Sie werden sagen: Das ist ja eine in ihre Kinder verliebte
Mutter, die an ihnen nur Gutes sieht und für ihre Mängel und
Fehler keine Augen hat. Und in Wahrheit, böse Anlagen, die für die
Zukunft besorgt machen, finde ich an allen nicht. Sie haben wie
andere Menschenkinder auch ihre Unarten; aber diese verlieren sich mit
der Zeit, sowie sie verständiger werden. Umstände und Verhältnisse
erziehen den Menschen, und für unsere Kinder mag es gut sein, daß
sie die ernste Seite des Lebens schon in ihrer Jugend kennen lernen.
Wären sie im Schoße des Überflusses und der Bequemlichkeit groß
geworden, so würden sie meinen, daß müsse so sein. Daß es aber
anders kommen kann, sehen sie an dem ernsten Gesicht ihres Vaters
und an der Wehmut und den öfteren Tränen der Mutter. Besonders
wohltätig ist es dem Kronprinzen, daß er das Unglück schon als
Kronprinz kennen lernt; er wird das Glück, wenn, wie ich hoffe,
künftig für ihn eine bessere Zeit kommen wird, um so höher schätzen
und um so sorgfältiger bewahren. Meine Sorgfalt ist meinen Kindern
gewidmet für und für, und ich bitte Gott täglich in meinem sie ein—
schließenden Gebete, daß er sie segne und seinen guten Geist nicht von
ihnen nehmen möge. Erhält Gott sie uns, so erhält er meine besten
Schätze, die niemand mir entreißen kann. Es mag kommen, was da
will, mit und in der Vereinigung mit unsern Kindern werden wir
glücklich sein.
Ich schreibe Ihnen dies, geliebter Vater, damit Sie mit Be—
ruhigung an uns denken. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich
meinen Mann, auch unsere Kinder alle, die dem ehrwürdigen Groß—
vater die Hand küssen; und ich bin, und ich bleibe, bester Vater, Ihre
dankbare Tochter
Luise.