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Er hätte auch zu einer längeren Entgegnung nicht Zeit gehabt. Denn
da er das gesagt, trat ein kleiner, alter Herr zu ihm und sprach: „Gefällt
dir's, so komm! ich will dir Arbeit geben und bezahlen, was recht ist.“
Karsten ging mit, und als das alte Herrlein unterwegs zu ihm sagte:
„Aber ich kann es nicht leiden, daß, die mein Brot essen, fragen,
warum?“ antwortete er: „Euer Wille geschehe. Viel Reden und Fragen
ist das ganze Jahr meine Sache nicht.“
Also kamen sie, ohne ein Wort weiter zu verlieren, in die große
Zuckersiederei vor dem Tor. Und als Karsten hinter derselben die
großen Holzstöße sah, wurde er ganz fröhlich in seinem Herzen und
sprach bei sich selbst: „Gott sei's gedankt! Nun wird es mir nimmer
an Arbeit fehlen.“
Da er aber ein Jahr lang oder etwas darüber Holz gesägt und
gespalten hatte, sprach der Zuckersieder zu ihm: „Klaus, du hast alle
Tage einen weiten Weg abends heim und morgens wieder heraus.
Gefällt dir's, so magst du dort in mein Gartenhaus ziehen und mit
Weib und Kindern darinnen wohnen umsonst.“
Und da Karsten ein Jahr lang oder darüber im Sommerhaus
gewohnt hatte, trat sein Brotherr wiederum zu ihm und sprach: „Klaus,
der Hausmeister hat lange Finger gemacht und hinter der Türe Abschied
gesagt. Willst du, so kannst du sein Pöstlein einnehmen.“
Und abermals über ein Jahr ließ der alte Zuckersieder mitten durch
seinen Garten zwischen den Trockenböden und dem Sommerhäuslein eine
hohe Mauer aufführen. Aber niemand getraute sich zu fragen: „Warum
tust du das?“ selbst sein eigener Bruder nicht. Auch sein Weib nicht;
denn er hatte keins. Und ob nun gleich der Hausmeister Karsten fortan
einen weiten Umweg machen mußte, wenn er zu den Seinen im Garten—
hause gelangen wollte, so fragte er doch nicht, auch nicht mit einer
Miene, wie oder warum?
Darüber starb der Zuckersieder, und in seinem Testament stand
geschrieben: „Item, dem Klaus Karsten vermache ich die andere Halb—
scheid meines Gartens jenseits der Mauer, und will ihn mein Bruder
auch fernerhin als Hausmeister behalten, so mag er eine Türe durch
die Wand brechen lassen. Wo nicht, so zahlt er dem Mann noch weiter
dreitausend Mark und läßt ihn ziehen. Sollte aber der Klaus Karsten,
was ich jedoch nicht hoffe und erwarte, fragen, warum er zu mir
gekommen, so werde ihm zu wissen getan, wie folgt: Zum Holzhacker
wählte ich den Klaus, weil ich ihn beten sah. Hätte damals sein
Kamerad gebetet und er den Hut auf dem Kopfe behalten, würde ich
ihn nicht gedungen haben, sondern seinen Vetter.“