ward wie im Gotteshaus, und man gern mitgesungen hätte
«Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dingel» Da
kam ich an einem Acker vorüber, auf dem ein fetter Meizen eben
in die hren trieb, und ein Halm vor dem andern sich neigte.
Neben dem Acker stand, auf eins Hacke gestützt, ein Mann und
schaute dem Wogen der Frucht zu. Ich grübte den Mann mit
einem freundlichen «guten Morgen», bekam aber lange keine Ant-
wort. Endlich, als ich schon dachte: Freund, entweder bist du
taub oder betrũübt oder grob — da drehte er sich um und zeigte
mir ein Gesicht, trübe wie ein Sturmabend, und zwischen den
Zahnen murmelte er einen frosstigen Gegengrub. «Schön Wetter
heute Morgen», sagte ich. «Jal» sagte er. «Schöner Weizen-,
sagte ich. «Jalæ sagte eêr. «Da hat Euch der liebe Gott reich
gesegnet», sagte ich. «Er hat gut segnen gehabt», war die Ant-
wort, eich habe den Acker doppelt gedüngt.» Damit ging der
Mann weiter.
Ich sah ihm nach und dann auf den Acker, wo die vollen
Halme sich bogen und neigten, und sah ihm wieder nach, und
dachte bei mir selbst: «Wenn die Sonne am Morgen auf das
Blũmlein scheint, so tutis seinen Relch auf und fängt an lieblich
zu duften; und wenn der Tagesschein dem Vogel unterm Laub—
dach ins Auge scheint, so tut er die klaren Gucklein auf und
dehnt die Plügel und singt. Und wenn die Morgenluft dureh die
Blatter fahrt, so flũstern sie alle; und das Bächlein drunter flũüstert
aueh, und die ganze Natur redet einerlei Sprache: Sie preist ihren
Meister. Sie duftet und singt und flüstert und weib nicht, dab
sis damit preist. Sie sstimmt nur den Ton an, einer aber soll das
Lied aufnehmen und es in sich fortklingen lassen, so lange Atem
in ihm ist. Das bist du, o Menschl Dein Lied preist den Gott,
der Himmel und Erde gemacht hat, der dieé Blumen Kleidet
und die Tiere weidet und die Sterne schmückt und führt, und
der ein Woblgefallen an uns hat. Und weil er uns Liebt, hat er
uns gegeben sein Bild ins Herz und läbt uns führen von seinem
Geist. Wer das weib und fühlt, und dann hinausgeht am Sommer-
morgen, der sieht nur Gottes Werk um sich her, und hat er auch
viel gearbeitet, er siebt doch nur Gottes Werk. Wor aber mit
hängendem Haupt mitten im Werk seines Gottes stelit, der ist
beides, ungläubig und arm.
O. Glaubrecht.