Full text: [Abteilung 2, [Schülerband]] (Abteilung 2, [Schülerband])

144 
89. Der kluge Richter 
Brillenschlange und die — zwar nicht giftige — aber 9 
bis 10 lange und mannsdicke Riesenschlange. Affen und 
die mit dem herrlichsten Gefieder geschmückten Vögel, unter 
denen der Pfau und der Paradiesvogel die schönsten sind, 
haben ihre Wohnungen in den Gipfeln der Bäume genom— 
men und erfüllen die Luft mit dem seltsamsten Geschrei. 
In den Wüsten ist alles öde und tot; nur der Strauß und 
einzelne Tiger und Löwen durchstreifen dieselben, und wo 
Wede hindürchgehen, erblickt man von Zeit zu Zeit Kara— 
wanenzuge mit Kamelen; die Steppen werden nur zur Zeit 
des Frühlings und während des Pflanzenwuchses von Tieren 
belebt. Da erblickt man auf den Hochflächen wilde Esel, 
mutiger und größer als unsere zahmen, unter schnellfüßigen 
Gazellen und starken Büffeln. In den wilden Hochgebirgen 
lebt das Moschustier, das nirgend sonst auf der Erde ge— 
funden wird. 
Asien ist die Wiege des Menschengeschlechts. Von hier 
aus ist Europa bevölkert worden, von hier die Bildung 
durch Religion, Wissenschaft und Kunst ausgegangen. Hier 
ist der Ursprung der drei Hauptreligionen: der jüdischen, 
christlichen und muhamedanischen. Hier wurden die ältesten 
wichtigften Erfindungen gemacht: Schreibekunst, Glas- 
Papierfabrikation ꝛc. Hier bestanden einst die ältesten be— 
rühmtesten Reiche. Aber die Pracht und Herrlichkeit alter 
Zeiten ist längst verfallen, und nur Trümmer sind dãdon 
übrig geblieben. (Aus dem Lesebuo von Niedergesuß.) 
89. Der kluge Richter. 
Ein Kaufmann wollte in ein fremdes Land reisen und übergab 
einem Derwisch, den er für seinen Freund hielt, einen Beutel mit 
tausend Zechinen mit der Bitte, ihm dieses Geld während seiner 
Abwesenheik zu bewahren. Nach einem Jahr kam der Kaufmann 
wieder und verlangte sein Geld zurück; der betrügliche Derwisch 
aber leugnete ihm ins Angesicht und behauptete, nichts empfangen 
zu haben. Der Kaufmann geriet über diese Treulosigkeit in 
heftigen Zorn und ging zum Kadi, den Derwisch zu verklagen. 
Du bist mehr redlich als klug gewesen,“ antwortets der Richter. 
Du hättest einem Manne, dessen Treue du nicht kanntest, 
nicht so blindlings trauen sollen. Es wird schwer halten, diesen 
listigen Betrüger zu bewegen, ein Unterpfand, das er ohne Zeugen 
empfangen hat, fteiwillig wieder heraus zu geben; doch will ich 
sehen, was ich für dich thun kann. Geh nöch einmal zu ihm,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.