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107. Räãtsel.
Ihr werdet seinen Zorn erregen und dafür ebenfalls büßen
müssen; mich aber wird er dann um so härter behandeln!“
„Meinetwegen beunruhigt Euch nicht,“ antwöriele der
Kaiser; „ich bin schon der Mann, es mit dem kaiserlichen
Beamten aufzunehnien, und seid versichert, Eure Sache soll
einen günstigeren Ausgang gewinnen, als Ihr denkt!“
Der Alte glaubte sich den guten Absichten nicht länger
widersetzen zu dürfen. Er sprach nur das Vedenken aus,
daß er ein shwacher Greis sei, und daß es ihm schwer fallen
werde, so schnell zu Fuße vorwärts zu kommen, als sein
Gönner zu Pferde Nein, mein Freund, laufen sollt Ihr
nicht!“ sagte Canchi. „Ich bin noch jung; besteigt Ihr
das Pferd, ich will zu Fuße gehen.“
Als der Greis dieses Merbieten nicht annehmen
wollte, sprach der Kaiser: „Wer ich lasse Euch nicht zu
Fuße gehen! Nehmt Ihr meinen Vorschlag nicht an, daun
müßt Ihr mit mir zusammen reiten. Koͤmmt, setzt Euch zu
mir auf das Pferd, Alter!“ Der Greis setzte sich mit auf
das Roß, und so langten) beide in kurzer Zeit an dem
Hause des Aufsehers an
Der Kaiser ließ den Ausseher vor sich kommen. Dieser
erschrak nicht wenig als er sah daß sein Herrscher zürnend
vor ihm stand. Der Kaiser hielt ein Strafgericht; er ver—
wies den Verfolger des alten rechtschaffenen Mannes seine
Ungesetzlichkeit und schalt ihn ob sciner unmenschlichen Herz—
losigkeit. Dem Alten aber gab er Sohn und Hauͤs zuͤrück
und übertrug beiden die Aufseherstelle. Geint. Pfcil.)
107. Rätsel.
1. Ein Gebüude steht da von uralten Zeiten;
Es ist kein Tempel, es ist kein Haus.
Ein Reiter kann hundert Tage reiten,
Er umwandert es nicht, er reitet's nicht aus.
Jahrhunderte sind vorübergeflogen;
Es trotzte der Zeit und der Stürme Heer.
Frei sleht es unter dem himmlischen Bogen;
Es reicht in die Wolken, es netzt sich im Meer.
Nicht eitle Prahlsucht hat es getürmet;
Es dienet zum Heil; es rettet und schirmet.
Seines gleichen ist nicht auf Erden bekannt,
Und doch ist's ein Werk von Menschenhand
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Shiller.)